Gemäß britschen Zeitungsberichten soll der Grund für die Freilassung des Lockerbie-Attentäters nicht seine schwere Erkrankung gewesen sein.
Die Freilassung des Lockerbie-Attentäters stand einem Zeitungsbericht zufolge entgegen den Beteuerungen der britischen Regierung wahrscheinlich doch im Zusammenhang mit Ölverträgen. Dies berichtete die "Sunday Times" auf Basis von zwei Briefen von Innenminister Jack Straw, die ihr zugespielt worden seien.
Darin heiße es, Straw habe sich Ende 2007 angesichts "überwältigender Interessen für Großbritannien" nicht mehr gegen die Freilassung des Attentäters Abdelbasset Ali Mohammed al-Megrahi ausgesprochen, obwohl er dies noch fünf Monate zuvor getan hatte. Wenige Wochen später unterzeichnete der Ölgigant BP mit Libyen einen Vertrag zur Ausbeutung von Öl und Gas im Wert von 900 Millionen Dollar.
Straw bestreitet Geheimdeal
Straw bezeichnete es der BBC
gegenüber als absurd, eine Verbindung zwischen dem Ölvertrag und der
Freilassung herzustellen. Es sei schlicht unwahr, dass es eine Art
Geheimdeal gegeben habe. Es handle sich ohnehin um eine akademische Frage,
da Schottland den Gefangenen schließlich aus humanitären Gründen
freigelassen habe, und nicht im Rahmen des Gefangenentransfers, der
Gegenstand der Briefe war.
Die schottische Regierung hatte den todkranken Megrahi vor knapp zwei Wochen acht Jahre nach seiner Verurteilung nach Libyen ausreisen lassen, damit er in seiner Heimat sterben kann. Bei dem Anschlag auf das PanAm-Flugzeug, das 1988 über der schottischen Ortschaft Lockerbie abstürzte, waren 270 Menschen getötet worden, 189 davon Amerikaner. Der Libyer war der einzige, der für das Attentat zur Rechenschaft gezogen wurde.