Vergeblich haben Zehntausende Regierungsanhänger auf eine Live-Ansprache des gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra aus dem Exil gewartet.
Die Leitungen seien von den Behörden blockiert worden, sagte einer der Organisatoren der Kundgebung am Abend. Stattdessen wurde eine vorher aufgenommene Grußbotschaft des in Teilen des Landes weiter überaus populären Politikers eingespielt. In dem Stadion in Bangkok waren mehr als 40.000 Menschen zusammengekommen.
Landsleute zu Einheit aufgerufen
Thaksin rief seine Landsleute
zur Einheit auf, um die jüngste politische Krise zu lösen. Das
außerparlamentarische Bündnis Volksallianz für Demokratie (PAD) opponiert
seit Monaten gegen die gewählte Regierung. Ende November überrannten
tausende Demonstranten die beiden Flughäfen in Bangkok und legten den
Flugverkehr eine Woche lang lahm.
Thaksin-Anhänger gewannen Wahlen
Die PAD will keine
Regierung akzeptieren, die von Anhängern Thaksins dominiert wird. Die Partei
der Thaksin-Anhänger hatte jedoch die Wahlen vor einem Jahr gewonnen. Das
Verfassungsgericht hat in diesem Jahr bereits zwei ihrer Ministerpräsidenten
aus dem Amt gezwungen: den ersten, Samak Sundaravej, weil er mit
Nebeneinkünften als Fernsehkoch gegen die Verfassung verstieß, den zweiten,
Somchai Wongaswat, nach der Verurteilung und Auflösung seiner Partei wegen
Wahlbetrugs.
Neuer Regierungschef ab Montag
Am Montag tritt das Parlament
zusammen und will einen neuen Regierungschef wählen. Anhänger der bisherigen
Koalitionsregierung sind zur Opposition übergelaufen, die nach eigenen
Angaben genug Stimmen hat, um die Macht zu übernehmen. Im Schachern um die
Stimmen der Abgeordneten sollen mehr als eine Million Euro pro Stimme
angeboten worden sein, berichteten Bangkoker Zeitungen.
Thaksin führte die Krise in seiner Botschaft auf ungebührliche politische Einflussnahme zurück und nannte in dem Zusammenhang die Armee. Sie hatte Anweisungen der Regierung ignoriert, die illegalen Proteste der PAD aufzulösen. Er wies Vorwürfe zurück, er sei nicht königstreu. Im November hatte er sich bei einer ähnlichen Kundgebung live über Telefonleitung zu Wort gemeldet. Vor 60.000 Menschen sagte er damals, nur ein königliches Pardon oder "die Macht des Volkes" könne ihn zurückbringen. Thaksin war im Oktober in Abwesenheit zu zwei Jahren Haft wegen Amtsmissbrauchs verurteilt worden.
"Ich liebe Thaksin", sagte einer der Stadionbesucher. "Seine Politik hat den Armen wirklich geholfen." Thaksin hatte unter anderem eine bezahlbare Krankenversorgung eingeführt und Kleinkredite für Bedürftige.