In Belém diskutieren seit Montag Vertreter aus über 190 Ländern über die Rettung des Klimas. Doch die Konferenz stolpert von einem Skandal in den nächsten. Delegationen übernachten in Sex-Motels und Kreuzfahrtschiffen bis hin zur Autobahn durch den Amazonas.
Seit dem 10. November treffen sich Delegationen von mehr als 190 Ländern im brasilianischen Belém zur 30. UN-Klimakonferenz (COP30). Für Brasiliens Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva ist die Konferenz im Amazonas-Delta ein Prestigeprojekt.
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Doch statt wichtige Schritte im Klimaschutz zu machen, droht der Gipfel zu einem finanziellen, organisatorischen und klimatischen Fiasko zu werden. Vor allem jene Staaten, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind.
Zu wenige Betten für alle Teilnehmer
Mit der Entscheidung, Belém als Konferenzort zu wählen, wollte Brasilien die Bedeutung des Amazonasgebiets für das Weltklima hervorheben. Der Ort ist aber nicht für ein Ereignis mit über 50.000 Personen ausgelegt.
Da in Belém nicht genug Hotelzimmer vorhanden sind, mussten die Organisatoren zu ungewöhnlichen Hilfsmitteln greifen. Sie bestellten zwei Kreuzfahrtschiffe aus Barcelona, die "Costa Diadema" von Costa Crociere und die "MSC Seaview" von MSC Cruises ankern im Hafen. Damit sollen zusätzliche 6.000 Betten zur Verfügung stehen.
Leere Kreuzfahrtschiffe aus Barcelona
Die Schiffe fuhren von Barcelona über den Atlantik und das ohne Passagiere. Dabei schleuderten die beiden Kreuzfahrtschiffe Tonnen von CO2 in die Atmosphäre.
Dazu sagte Valter Correia, Sondersekretär für die COP30, vor der Konferenz: "Diese beiden großen Schiffe sind Teil eines vielfältigen Unterkunftsangebots, das darauf ausgelegt ist, alle Teilnehmer der COP30 unterzubringen – darunter Delegationen der Vereinten Nationen, Beobachter, zivilgesellschaftliche Organisationen, akademische Einrichtungen und Unternehmen."
Teure Konferenz
Auf den beiden Kreuzfahrtschiffen gelte für die ärmsten 98 Länder der Welt eine Preisdeckelung von rund 220 US-Dollar pro Nacht und diese hatten in der Buchungsphase den Vorrang. Die anderen Nationen konnten Kabinen für einen Preis von bis zu 600 US-Dollar reservieren.
Eine normale Unterkunft kostet auf den beliebten Seiten Booking.com und Airbnb für zehn Nächte 30.000 Euro, 50.000 Euro oder gar mehr als 100.000 Euro. Bundespräsident Van der Bellen hat wegen der zu hohen Kosten seine Teilnahme an der Konferenz abgesagt.
Viele Gäste werden privat untergebracht. Einige ziehen sogar in sogenannte Sex-Motels, welche kurzfristig in COP-Unterkünfte umgewandelt wurden.
Autobahn nur für den Gipfel
Kritik gibt es von Umweltschützern auch, weil Brasilien ausgerechnet zum Klimagipfel eine vierspurige Autobahn errichten lässt, und das nicht nur in der Stadt selbst, sondern auch durch den Regenwald des Amazonas. Apropos Umweltschützer: Laut ORF-"ZiB2" wird heuer auch Global 2000 nicht bei der COP sein.
Für die Konferenz wurde auch der Flughafen vergrößert. Die Kapazität wurde verdoppelt. Wer umweltschonend mit der Bahn anreisen wollte, hatte großes Pech. Ein Bahnnetz existiert in dieser Region praktisch nicht. Die Wasserversorgung ist unzureichend und das Abwasser läuft in offenen Kanälen durch die Stadt. Endstation davon: der Amazonas-Fluss.