Präsident Erdogan lockert das Kopftuchverbot: In der Türkei soll das Verbot an den Universitäten fallen.
Der Vorstand der regierenden Gerechtigkeits-und Entwicklungspartei (AKP) von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan beschloss am Dienstagabend in einer siebenstündigen Sitzung in Ankara einen entsprechenden Passus für die geplante neue Verfassung des Landes, wie türkische Medien am Mittwoch meldeten.
Studieren mit Kopftuch
Danach soll es die neue Verfassung jungen
Frauen ermöglichen, anders als bisher auch mit Kopftuch zu studieren. Eine
Verschleierung des ganzen Körpers soll allerdings weiterhin verboten
bleiben. Die neue Verfassung soll zudem den Weg für Kurdisch-Unterricht an
den staatlichen Schulen freimachen. Erdogan werde im Laufe des Tages den
Verfassungsentwurf seiner Partei offiziell vorstellen, meldete der
Nachrichtensender CNN-Türk.
Symbol des "politischen Islams"
Die Kopftuchfrage ist
heftig umstritten, weil Gegner Erdogans in der Kopfbedeckung ein Symbol des
politischen Islam sehen. Kemalisten, die für eine Beibehaltung der bisher
geltenden Kontrolle der Religion durch den Staat eintreten, sehen in der
vorgeschlagenen Aufhebung des Kopftuchverbots an den Universitäten den
Anfang vom Ende des laizistischen Systems. Erdogans Partei argumentiert
dagegen, das Kopftuch sei Ausdruck einer persönlichen Entscheidung der
jungen Frauen, die respektiert werden müsse. Der Vorschlag der AKP bezieht
sich nur auf das Hochschulwesen; das Kopftuchverbot in Schulen und
staatlichen Institutionen wie dem Parlament würde demnach weiterbestehen
bleiben.
Harmonisches Zusammenleben
Staatspräsident Abdullah Gül zeigte
sich überzeugt, dass es nach einem Ende des Kopftuchverbots keinerlei Druck
auf Studentinnen geben werde, die weiterhin mit offenen Haaren an die
Universität gehen wollten. In der Türkei lebten Kopftuch tragende Frauen und
Frauen mit offenem Haar harmonisch zusammen, sagte Gül der liberalen Zeitung
"Milliyet".