Der neue Bürgermeister Boris Johnson setzt auf Reformkurs. Für die Konservativen wird London zum Sprungbrett für den Machtwechsel.
Boris Johnson macht Tempo. Der neue Superstar der britischen Tories ließ in britischen Medien umfangreiche Pläne zur Umgestaltung Londons durchsickern.
Öffentliche Verkehrsmittel im Visier
Im Visier hat der
Neo-Bürgermeister die öffentlichen Verkehrsmittel. Labour-Amtsvorgänger
Livingstone modernisierte sie, Johnson will die U-Bahnen nun sicherer
machen: So sollen künftig zusätzliche 440 Polizisten Busse und
Zug-Garnituren mit Waffen-Detektoren und Messer-Scannern kontrollieren. Auch
die City-Maut – einst Livingstones Vorzeigeprojekt – soll einer Revision
unterzogen, die Stadtteile Chelsea und Kensington wieder aus der Mautzone
ausgegliedert werden.
Neues Zugpferd der Tories
Britische Kommentatoren spekulieren
bereits, dass die Konservativen den tollpatschig wirkenden „Clown“, wie ihn
Gegner nennen, zum neuen Zugpferd der Tories machen wollen. Nach 16 Jahren
ohne Entscheidungsmacht und einer uncharismatischen Parteiführung unter
David Cameron herrscht jedenfalls wieder Aufbruchstimmung im Lager der
Tories. Johnsons Initiativen sollen London „zum Kraftwerk konservativer
Ideen“ machen, die Metropole werde „als Übungsplatz für die Rückkehr in die
Regierung genutzt“, analysiert der Daily Telegraph.
Begünstigt wird der frische Wind im konservativen Lager durch die Auflösungserscheinungen der New Labour, die in den Kommunalwahlen vom 1. Mai das schlechteste Ergebnis (knapp 24 Prozent) seit mehr als 40 Jahren eingefahren hatte.