Obama konnte sich aus seinem Umfragetief erholen. Am Dienstag finden Vorwahlen in zwei Bundesstaaten statt.
Im Rennen um die US-Präsidentschaftskandidatur der Demokraten zwischen Barack Obama und Hillary Clinton beginnt der Endspurt. Angeheizt vom knappen Ausgang der jüngsten Umfragen haben die US-Präsidentschaftsbewerber Barack Obama und Hillary Clinton vor den Vorwahlen in Indiana und North Carolina jeweils weiter auf Sieg gesetzt. Beide Anwärter der Demokraten suchten am Sonntag in Indianapolis ihre Anhänger zu mobilisieren - Clinton in einem Eissalon, Obama bei einem großen Picknick, bei dem seine sechsjährige Tochter Sasha mit den Worten "Vote for Daddy" zu seiner Wahl aufrief. Obwohl bei den Vorwahlen in den beiden letzten großen Bundesstaaten am Dienstag 187 Delegierte bestimmt werden, können sie die Mehrheiten beim Wahlparteitag im August nicht mehr radikal umstürzen.
In North Carolina, wo 115 Delegierte bestimmt werden, lag Obama in der jüngsten Zogby-Umfrage mit 48 Prozent vor Clinton (39 Prozent). Dagegen war der Vorsprung Obamas in Indiana nur minimal (43 zu 41 Prozent). In einer Auswertung zahlreicher Umfragen der vergangenen Wochen lag wiederum Clinton im Schnitt sechs Prozentpunkte vor Obama. Parteiübergreifende Umfragen deuten darauf hin, dass noch immer beide Präsidentschaftsanwärter der Demokraten damit rechnen können, sich bei einer Nominierung durch ihre Partei gegen den republikanischen Kandidaten John McCain durchzusetzen: Laut CBS/"New York Times" liegt Obama gegen McCain um elf Prozentpunkte vorne, Clinton sogar um zwölf Punkte.
Aufruf zur Einheit
Der Parteichef der Demokraten, Howard Dean,
forderte angesichts des Dauer-Duells zwischen Clinton und Obama zur Einheit
auf. "Es geht nicht um Hillary Clinton oder Barack Obama, es geht um unser
Land", sagte Dean bei einem Dinner mit Parteianhängern in Indianapolis.
Clinton rechtfertigte im TV-Sender ABC nochmals ihre Drohung, sie würde den
Iran im Falle eines Atomwaffeneinsatzes "vollständig zerstören". Sie frage
sich, warum sie diese Äußerung "bedauern" sollte, sagte Clinton. Israel sei
ein "Verbündeter", für den in den USA starke Gefühle herrschten. Obama warf
Clinton vor, sie wolle Außenpolitik im Stile des amtierenden Präsidenten
George W. Bush betreiben - als "Säbelrasseln".
Unter den Delegierten des Wahlparteitags können Clinton und Obama jeweils keine klare Mehrheit mehr für sich gewinnen. Ausschlaggebend sind dann die sogenannten Superdelegierten, die ihre Stimmen unabhängig von den jeweiligen Vorwahl-Ergebnissen abgeben können. Nach den Wahlen in North Carolina und Indiana stehen nur noch Vorwahlen in sechs kleineren Bundesstaaten an. Sollte Clinton sowohl in North Carolina als auch in Indiana klar von Obama geschlagen werden, dürfte sie es schwer haben, an ihrer Kandidatur festzuhalten.
Obama Favorit im schwarzen North Carolina
Wie CNN am Montag
berichtete, komme Obama in North Carolina, wo viele Schwarze leben, auf 50
Prozent, Clinton lediglich auf 42 Prozent der Stimmen. In Indiana könnten
beide jeweils 45 Prozent erreichen. "Offenbar hat sich Obama wieder etwas
erholt", meinte der Sender. Der Senator war durch die Kontroversen um
radikale und antiamerikanische Äußerungen seines ehemaligen Pastors unter
erheblichen Druck geraten. In beiden Staaten geht es am Dienstag um zusammen
187 Delegierte für den demokratischen Nominierungsparteitag Ende August in
Denver: Danach stehen lediglich sechs weitere Abstimmungen in
vergleichsweise kleinen Staaten bevor, die Serie der Vorwahlen endet am 3.
Juni.
Nach bisher über 40 Abstimmungen liegt die Ex-First-Lady Clinton bei den Delegiertenstimmen deutlich hinter Obama. Dennoch stellte sie unmissverständlich klar, dass sie auch im Falle einer "Doppelniederlage" in beiden Bundesstaaten am Dienstag nicht aufgeben werde. Ähnlich äußerte sich auch Obama.
Demokraten gespalten
Nach einer Zählung von CNN konnte Obama
bisher 1.736 Delegiertenstimmen hinter sich bringen, Clinton lediglich
1.599. Da niemand eine klare Mehrheit für den Parteitag erreichen wird,
dürfte die Entscheidung in die Hände der rund 800 "Superdelegierten" fallen.
Das sind zumeist Parteifunktionäre und Amtsträger, die nicht an die
Vorwahlergebnisse gebunden sind. Von ihnen hat Clinton bisher 20 mehr auf
ihre Seite ziehen können als Obama.
Der Vorwahlkampf hat die demokratische Partei zutiefst gespalten, die nach dem Erfolg bei den Kongresswahlen im Herbst 2006 voller Optimismus in die Entscheidung über die Nachfolge von George W. Bush gezogen war: Obama wäre der erste Schwarze, der ins Weiße Haus einzieht, Clinton die erste Frau. Ihre Begeisterung über die demokratischen Chancen in diesem Jahr seien geschwunden und hätten Enttäuschung, fast sogar Verzweiflung Platz gemacht, sagte etwa die 41-jährige Judy Krane aus Kansas, eine Mutter von drei Kindern. "Es ist so traurig. Ich wollte so sehr, dass die Partei gut abschneidet", sagte sie. "Aber jetzt sagen so viele, dass sie im November einfach nicht für den anderen Kandidaten stimmen können."