Neue Distanz

Medwedew rückt von Putin ab

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Der russische Präsident wendet sich von seinem allmächtigen Vorgänger Wladimir Putin ab. Wohlstand und Bürgerrechte seien keine Gegensätz, so Dmitri Medwedew.

Der russische Präsident Dmitri Medwedew hat sich in einem Interview vom Demokratie-Verständnis seines Vorgängers Wladimir Putin distanziert. Wohlstand und Bürgerrechte seien keine Gegensätze, sagte Medwedew der oppositionellen Zeitung "Nowaja Gaseta". Putin, der inzwischen Ministerpräsident ist, hatte immer wieder betont, Demokratie müsse auf die russischen Verhältnisse zugeschnitten werden. Politische Beobachter hatten zuletzt darüber spekuliert, ob das russische Führungs-Duo inzwischen auseinanderdriftet.

"Stabilität und ein Leben im Wohlstand können in keiner Weise gegen politische Rechte und Freiheiten gestellt werden", sagte Medwedew dem regierungskritischen Blatt. Demokratie sei ein universelles Konzept, an dem nicht herumgebastelt werden müsse.

In Putins Amtszeit war in Führungskreisen die Meinung vertreten worden, die Russen seien bereit, auf Rechte zu verzichten, wenn sie dafür ihre Lebensumstände verbessern könnten. Demokratie in Russland müsse durch die Behörden organisiert werden, lautete das Credo.

Es war Medwedews erstes Zeitungsinterview seit seiner Vereidigung vor knapp einem Jahr. Das russische Präsidialamt hatte erklärt, das Interview stelle eine Geste der Solidarität mit dem Blatt dar, für das auch die ermordeten Journalistinnen Anna Politkowskaja und Anastasia Baburowa gearbeitet hatten. Putin hatte der Zeitung in seiner Amtszeit kein Interview gegeben.

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