Pakistan

Musharraf Beschuldigter im Mordfall Bhutto

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Zwei hochrangige Polizeioffiziere belasten den früheren Diktator schwer.

Mehr als drei Jahre nach dem Mord an der pakistanischen Spitzenpolitikerin Benazir Bhutto haben Ermittler den damaligen Militärmachthaber General Pervez Musharraf (68) in den Kreis der Beschuldigten aufgenommen und schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben. Die staatliche Ermittlungsbehörde FIA habe das zuständige Gericht am Montag darüber in Kenntnis gesetzt, berichteten mehrere pakistanische Medien. Demnach haben zwei Polizeioffiziere in ihren Aussagen den früheren Diktator schwer belastet.

Beseitigung der Spuren angeordnet
Einer davon sei der frühere Polizeichef von Rawalpindi, wo Benazir Bhutto Ende 2007 nach einer Kundgebung bei einem Anschlag ums Leben gekommen war. Die Zeitung "Dawn" berichtete, Musharraf habe die Polizei zunächst angewiesen, die Sicherheitsvorkehrungen für die damalige Vorsitzende und Spitzenkandidatin der Pakistanischen Volkspartei (PPP) zu ändern und später die Spuren am Anschlagsort zu beseitigen. Bhuttos Witwer Asif Ali Zardari ist heute Staatspräsident Pakistans.

Musharraf, der sich seit seinem erzwungenen Rücktritt 2008 in London aufhält, wurde von der FIA aufgefordert, mit den Behörden zusammenzuarbeiten. Andernfalls drohten ihm juristische Konsequenzen. Bereits im vergangenen April war eine UNO-Untersuchungskommission zu dem Schluss gekommen, dass der Personenschutz für die frühere Premierministerin mangelhaft war und die Behörden nach dem Attentat kein echtes Interesse gezeigt hätten, Täter und Drahtzieher dingfest zu machen. Auch gegen Musharraf waren in dem UNO-Bericht Vorwürfe erhoben worden.

Ex-Diktator plant Rückkehr
Musharraf hat in seinem Londoner Exil eine neue Partei, die "Gesampakistanische Muslimische Liga", gegründet und angekündigt, für die 2013 geplante Parlamentswahl nach Pakistan zurückkehren.

Der 1999 durch einen weitgehend unblutigen Putsch an die Macht gelangte Ex-General war im August 2008 nach monatelangen Protesten als Präsident zurückgetreten. Die inzwischen wiederhergestellte demokratische Verfassung von 1973 ließ er durch 29 von ihm dekretierte Zusätze ändern und die Präsidentenvollmachten beträchtlich ausweiten. Die frühere US-Regierung von Präsident George W. Bush hatte nach Musharrafs Entmachtung Druck ausgeübt, um ein Gerichtsverfahren gegen ihren früheren engen Verbündeten wegen Verfassungsbruchs zu verhindern. Die Heimkehr Bhuttos und Zardaris nach achtjährigem Exil war erst möglich geworden, nachdem Musharraf auf Druck der USA Korruptionsanklagen gegen das Paar per Dekret für hinfällig erklärt hatte.

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