Die NATO feiert ab Freitag den 60. Jahrestag ihrer Gründung. Unterdessen kam es in Straßburg zu Zusammenstößen zwischen NATO-Gegnern und der französischen Polizei. Es wird davon ausgegangen, dass die Ausschreitungen sich weiter verschlimmern.
An dem zweitägigen Jubiläumsgipfel in Baden-Baden, Kehl und Straßburg nimmt erstmals US-Präsident Barack Obama teil. Vor dem offiziellen Auftakt am Freitag (19.00 Uhr) empfängt die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Obama in Baden-Baden.
Grundstein für neue NATO-Strategie
Der Gipfel soll den
Grundstein für eine neue NATO-Strategie legen. Zentrales Thema ist der
Einsatz in Afghanistan. Mit Spannung wird erwartet, ob die Allianz den
Streit um die Kandidatur des dänischen Regierungschefs Anders Fogh Rasmussen
für den Posten des Generalsekretärs beilegen kann. Vorbehalte kommen vom
NATO-Mitglied Türkei. Die Polizei rechnet bei dem Gipfel mit bis zu 20.000
Gegen-Demonstranten. Wenige Stunden vor dem Auftakt des NATO-Gipfels wird
Obama am Freitag (gegen 14.00 Uhr) in Straßburg mit Schülern und Studenten
diskutieren. Dazu wurden nach Angaben eines Sprechers der US-Botschaft in
Paris rund 3000 junge Leute eingeladen.
200 Verhaftungen
Nach Zusammenstößen mit NATO-Gegnern hat die
französische Polizei in der Nacht zum Freitag in Straßburg 200 Menschen
festgenommen. Dabei handelte es sich vor allem um Jugendliche. Die Polizei
ging davon aus, dass sich die Proteste in den kommenden beiden Tagen an den
beiden Veranstaltungsorten des Jubiläumsgipfels der Militärallianz in
Frankreich und Deutschland weiter zuspitzen.
Wut durch Zusammenstöße ei G-20-Treffen angeheizt
Mehr
als 500 Demonstranten versuchten sich am Vorabend des Gipfeltreffens im
Zentrum von Straßburg zu versammeln. Ihre Zahl schwoll an, als sich
zahlreiche Jugendliche aus den Vororten anschlossen. Dabei kam es zu
heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Nach deren Einschätzung haben
die Zusammenstöße am Rande des G-20-Treffens in London die Wut der
Demonstranten angeheizt.
Schwere Ausschreitungen
Bereitschaftspolizisten feuerten
Tränengas auf vermummte Jugendliche, die trotz massiver Absperrungen in die
Innenstadt von Straßburg vordringen wollten. Auf ihrem Weg warfen die
NATO-Gegner die Fenster einer Polizeiwache ein, zündeten Mülltonnen an,
zerkratzten Autos und bauten Barrikaden. In einem Fall zog ein Soldat sogar
seine Pistole und richtete sie in den Himmel, nachdem ein Vermummter zuvor
eine Stange durch die Frontscheibe eines Militärfahrzeuges gerammt hatte.
Auch am Rande eines Zeltlagers von NATO-Gegnern vor den Toren von Straßburg kam es zu Zusammenstößen. Jugendliche bewarfen Sicherheitskräfte mit Steinen. Diese antworteten mit Tränengas und Gummigeschoßen und drängten die Demonstranten zurück in das Lager.
Anti-NATO-Bewegung verurteilt Gewalt
Die Anführer der
Anti-NATO-Bewegung verurteilten die Gewalt. "Wir hegen keine Sympathie für
die Randale", sagte Reiner Braun von den Organisatoren des Zeltdorfes. In
Baden-Baden versammelten sich etwa hundert Menschen zu einer friedlichen
Demonstration. Sie forderten die Staaten auf, weniger Geld für ihre Armeen
und mehr im Kampf gegen die Armut auszugeben.