Auf einem Kongo-Krisengipfel wurde über die Lage im Kongo beraten, die Chance auf Friden ist gering.
Angesichts neuer Kämpfe im Ostkongo und Berichten über ein Massaker an Zivilisten haben die Teilnehmer eines Kongo-Krisengipfels in Nairobi am Freitag die Konfliktparteien zu einer sofortigen Feuerpause aufgefordert. Zugleich drängten sie auf die Einrichtung "humanitärer Korridore", die es Helfern ermöglichen, hunderttausende Flüchtlinge in der Konfliktregion Nord-Kivu mit Lebensmitteln und medizinischen Hilfsgütern zu versorgen. An dem eintägigen Treffen nahm neben UN-Generalsekretär Ban Ki Moon teil, der vor einer Ausweitung des Konflikts warnte.
"Die Menschen werden abgeschlachtet"
Die Chancen für
einen wirklichen Frieden gelten jedoch als gering. Ein im Jänner
unterzeichnetes Friedensabkommen war immer wieder gebrochen worden. Der
Kongo warf den UN-Friedenstruppen der Monuc-Mission unterdessen vor, nicht
genug für den Schutz der Bevölkerung zu tun. "Die Menschen werden
abgeschlachtet, und die (Blauhelme) haben nichts getan", sagte ein
Regierungssprecher.
Im Osten des afrikanischen Landes kämpfen Truppen des Rebellengenerals Laurent Nkunda seit August gegen Regierungstruppen und mit der Regierung verbündete Milizen. Der britische Sender BBC berichtete unter Berufung auf einen Monuc-Offizier, das inzwischen auch Truppen aus Angola an der Seite der kongolesischen Regierungstruppen kämpfen.
FAZ-Korrespondent wieder frei
Der Afrika-Korrespondent der
"Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ), Thomas Scheen (43), kam unterdessen
drei Tage nach seiner Entführung durch regierungstreue Mai-Mai-Milizen
unversehrt wieder frei. Der Journalist und seine beiden kongolesischen
Mitarbeiter befanden sich laut FAZ am Freitagmorgen in sicherer Obhut der
Friedenstruppe der Vereinten Nationen (Monuc).
Truppen Nkundas sollen in der Stadt Kiwanja im Ostkongo ein Massaker an bis zu 60 jungen Männern verübt haben. Die BBC berichtete, die Rebellen hätten die Stadt zurückerobert, die die Mai-Mai-Milizen erst am Vortag unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen hätten Dutzende Leichen von jungen Männern gefunden, die als mutmaßliche Mai-Mai-Kämpfer getötet worden seien.
Nördlich der Provinzhauptstadt Goma kam es am Freitag zu neuen Gefechten zwischen Regierungstruppen und Nkundas Kämpfern. Durch die Kämpfe wurde eine neue Fluchtwelle aus den Flüchtlingslagern ausgelöst.
Zum Kongo-Krisengipfel in Nairobi waren auch der tansanische Präsident und amtierende Vorsitzende der Afrikanischen Union (AU), Jakaya Kikwete, Kongos Präsident Joseph Kabila und der ruandesische Präsident Paul Kagame gekommen. Die Regierung in Kinshasa wirft Ruanda vor, Rebellengeneral Nkunda zu unterstützen, der mit seinen Truppen seit mehr als einer Woche vor Goma steht. Nkunda wurde nicht zur Teilnahme eingeladen. "Das wäre ein falsches Signal", sagte der kenianische Außenminister Moses Wetangula.
Nkunda kämpfte 1994 während des Völkermords in Ruanda in der von Kagame geführten Ruandesischen Patriotischen Front, die mit dem Sturz des Hutu-Regimes den Massenmord an der Tutsi-Minderheit und gemäßigten Hutu beendete.
Anstieg der Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten
Die
Kinderschutzorganisation Save the Children berichtete über einen massiven
Anstieg der Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten. Besonders
besorgniserregend sei, dass in mindestens zwei Fällen gezielt Schulen
überfallen worden seien, um eine möglichst große Zahl von Kindern in die
Gewalt von bewaffneten Gruppen zu bringen, sagte eine Sprecherin der
Organisation.
UN-Sprecher in Genf bestätigten diese Berichte. Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren seien gewaltsam von ihren Eltern getrennt, verschleppt und als Soldaten eingesetzt worden, sagte Véronique Tavau von UN-Kinderhilfswerk UNICEF. Kinder unter zehn Jahren würden als Arbeiter herangezogen, während Mädchen als Sexsklavinnen missbraucht würden.