Washington und Pjöngjang setzen auf Harmonie: Erstmals spielten die New Yorker Philharmoniker in Nordkorea.
Das als historisch eingestufte Konzert der New Yorker Philharmoniker in Nordkorea ist vom Publikum in der Hauptstadt Pjöngjang begeistert gefeiert worden. Das Orchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Lorin Maazel spielte am Dienstag zum Abschluss im Großen Theater in Pjöngjang das koreanische Volksstück "Arirang". Für den rund neunzigminütigen Auftritt mit drei Zugaben erntete das Ensemble stürmischen Applaus.
Im TV übertragen
Das Konzert, das den ersten bedeutenden
kulturellen Kontakt zwischen beiden Ländern darstellt, wurde live im nord-
und im südkoreanischen Fernsehen übertragen. Der nordkoreanische Machthaber
Kim Jong Il befand sich nicht unter den Zuschauern. Dem Besuch des New
Yorker Orchesters in Nordkorea wurde vor dem Hintergrund der schwierigen
Beziehungen zwischen den USA und dem abgeschotteten ostasiatischen Staat
weltweit große Aufmerksamkeit gewidmet. Mit der gemeinsamen Vereinbarung zum
Abbau des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms wurde im vergangenen Jahr der
Grundstein für die Verbesserung der Beziehungen gelegt. Der Besuch der
Musiker wurde von der Regierung in Washington ausdrücklich unterstützt.
Kein Friedensvertrag bislang
Bis heute gibt es keinen
Friedensvertrag. Der Koreakrieg dauerte von 1950 bis 1953. Im Juni 1950
hatten nordkoreanische Truppen die Demarkationslinie auf der nach dem
Zweiten Weltkrieg geteilten Halbinsel überschritten. Damit begann ein Krieg,
der 4,5 Millionen Tote forderte und durch einen bis heute gültigen
Waffenstillstand beendet wurde. Der UNO-Sicherheitsrat beschloss auf Antrag
der USA, Südkorea mit UNO-Truppen zu Hilfe zu kommen. Die Sowjetunion
boykottierte damals aus anderen Gründen den Weltsicherheitsrat; so war kein
Vertreter Moskaus zugegen und konnte sein Veto einlegen. Die USA stellten
das weitaus größte Truppenkontingent der UNO-Streitmacht. China unterstützte
Nordkorea mit einer großen "Freiwilligen"-Armee. Das
Waffenstillstandsabkommen wurde von einem US-General im Namen der UNO
unterzeichnet.
Nationalhymnen beider Länder
Zum Auftakt des Konzerts
spielten die Musiker die Nationalhymnen beider Länder. Die Bühne war mit den
Nationalflaggen geschmückt. Vor dem Auftritt hatte Maazel das Konzert als
"Geste des guten Willens und der Freundschaft" bezeichnet. Auf dem Programm
standen die Neunte Symphonie von Antonin Dvorak, ein Auszug aus der Oper
"Lohengrin" von Richard Wagner sowie mit "Ein Amerikaner in Paris" von
George Gershwin auch Musik eines US-Komponisten.
Größte US-Delegation aller Zeiten
"Meine Kollegen der
New Yorker Philharmoniker und ich sind glücklich, heute in diesem schönen
Saal zu spielen", sagte Maazel vor den Konzertgästen. Die 106 Mitglieder des
Orchesters waren die ersten US-Musiker, die in Nordkorea spielten und
zugleich die größte US-Delegation, die das Land jemals besuchte.