Papst Benedikt XVI. ist zu seinem als historisch eingestuften Besuch in Israel eingetroffen. Mit einem einmaligen Aufgebot an Sicherheitskräften bereitet sich Israel auf Besuch vor. Auch gibt es protokollarische Verstimmungen zwischen der israelischen Regierung und dem Vatikan.
Papst Benedikt XVI. hat sich zu Beginn seines Israel-Besuches unmissverständlich für eine Zweistaatenlösung im Nahost-Konflikt ausgesprochen, die es Israelis und Palästinensern ermöglichen soll, "in Frieden in ihrem jeweiligen Land" und "in sicheren und international anerkannten Grenzen zu leben".
Kampf gegen Antismeitismus
Benedikt rief in seiner Rede im
Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv zum weltweiten Kampf gegen Antisemitismus
auf. "Traurigerweise erhebt der Antisemitismus in weiten Teilen der
Welt weiterhin sein hässliches Haupt. Das ist völlig inakzeptabel. Jede
Anstrengung muss unternommen werden, um den Antisemitismus zu bekämpfen,
wo immer er auftritt". Der Papst war zuvor vom israelischen Präsidenten
Shimon Peres und Premier Benjamin Netanyahu willkommen geheißen worden.
Erste Probleme
Vor seiner mit Spannung erwarteten Rede in der
Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem wollte Papst Benedikt XVI.
sechs Überlebende der Shoah begrüßen. Einer von ihnen, Shmuel Halpert, der
vor 70 Jahren in Rumänien geboren wurde, wollte der Einladung Joseph
Ratzingers nicht Folge leisten, wie die spanische Zeitung "El Mundo"
berichtete.
"Ich glaube, es war ein großer Fehler, den Papst nach Israel einzuladen. Er war Mitglied der Hitlerjugend, und ich als Überlebender des Holocaust kann an einer Zeremonie zu seinen Ehren nicht teilnehmen. Ich kann einen Mann, der am Krieg gegen das jüdische Volk teilgenommen hat, nicht begrüßen und empfangen", sagte Halpert den Angaben zufolge.
Lateinische Begrüßung
Der Papst war zuvor vom
israelischen Präsidenten Shimon Peres und Premier Benjamin Netanyahu
willkommen geheißen worden. Peres sprach die ersten Begrüßungsworte in
lateinischer Sprache: "Ave Benedicte, princeps fidelium qui hodie
terram sanctam visitas". Es ist der dritte Israel-Besuch eines Papstes
nach jenem von Paul VI. 1964 und dem von Johannes Paul II. im Jahr 2000.
Einmalige Sicherheitsvorkehrungen
Rund 80.000 Polizisten und
Sicherheitskräfte seien insgesamt während des fünftägigen Aufenthaltes von
Papst Benedikt XVI. in Israel im Einsatz, sagte Polizeisprecher Mickey
Rosenfeld im Vorfeld.
Keine Sicherheitswarnungen
Nach Angaben von Polizeichef Dudi
Cohen gibt es derzeit keine konkreten Sicherheitswarnungen für den Pontifex.
Der Polizeichef stellte klar, dass eine von rechten Gruppen beabsichtigte
Demonstration während des Treffens des israelischen Präsidenten Shimon Peres
mit Benedikt unterbunden werde. Alle nicht friedlichen Demonstrationen und
Proteste würden verhindert, sagte Cohen. Friedliche Proteste würden nur in
Abstimmung mit der Polizei gestattet.
Verkehrschaos
Israel und vor allem Jerusalem bereiten sich auf
ein mehrtägiges Verkehrschaos vor. Der internationale Flughafen Ben Gurion
bei Tel Aviv wird nach Angaben des Polizeisprechers für die Zeit der Ankunft
des Papstes geschlossen.
Protokollarisches Tauziehen
Über angebliche protokollarische
Verstimmungen zwischen der israelischen Regierung und dem Vatikan hat die
israelische Presse laut Kathpress am Sonntag berichtet. Ministerpräsident
Benjamin Netanyahu bestehe darauf, bei der Ankunft von Papst Benedikt XVI.
auf dem Ben-Gurion-Flughafen eine Rede zu halten, berichtete das Massenblatt "Yediot
Ahronot". Die vatikanischen Funktionäre hätten den Wunsch Netanyahus
mit der Begründung abgelehnt, der Papst sei ein Staatsoberhaupt; daher dürfe
nur der ranggleiche Staatspräsident Shimon Peres eine Rede halten. Zudem
befinde sich der Papst auf einer "Pilgerreise ohne politischen Charakter".
Netanyahu will Rede
Der Vorschlag, Netanyahu beim Empfang im
Jerusalemer Präsidentenpalais am Montagnachmittag sprechen zu lassen, musste
der Zeitung zufolge fallengelassen werden, da der Ministerpräsident kurz
nach der Landung des Papstes in Israel Richtung Ägypten abreise. Als
weiterer Kompromiss sei vorgeschlagen worden, dass außer dem Papst auch
Kardinal Giovanni Lajolo, der Präsident der Verwaltung des Vatikanstaates,
eine Rede halten sollte. Somit hätte auch Netanyahu sprechen können.
Differenzen, so "Yediot Ahronot" weiter, gebe es auch um das geplante Treffen des Papstes mit dem israelischen Regierungschef. Auf Grund des höheren Ranges des Papstes sei ausgeschlossen, dass Benedikt XVI. zum Amtssitz des Premiers komme. Schon die frühere Regierung unter Ehud Olmert habe mit dem Vatikan abgesprochen, dass der Premier zum Papst nach Nazareth reise. Nun wolle Netanyahu das Treffen von dort kurzfristig nach Kafarnaum am See Genezareth verlegen.