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Peking will Tibet-Opfer entschädigen

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Offiziellen Angaben aus China zufolge starben bei den Unruhen in Tibet 18 Menschen. Peking will offenbar den Angehörigen Entschädigungen zahlen.

China will die Hinterbliebenen der zivilen Todesopfer von Tibet finanziell entschädigen. Jede Familie, die bei den Unruhen in der tibetischen Hauptstadt Lhasa einen Angehörigen verloren habe, solle 200.000 Yuan (etwa 18.000 Euro) erhalten, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am späten Freitagabend unter Berufung auf die Regionalregierung. Verletzte hätten das Recht auf eine kostenlose medizinische Behandlung. Den Menschen werde außerdem geholfen, ihre während der Proteste beschädigten Häuser und Geschäfte zu reparieren oder neu aufzubauen, hieß es weiter.

Nach offiziellen chinesischen Angaben starben bei den Protesten in Tibet 18 Zivilisten und ein Polizist. Die tibetische Exil-Regierung setzt die Opferzahl weit höher an und spricht von schätzungsweise 140 Getöteten. Das harte Durchgreifen der chinesischen Behörden gegen die Demonstranten in Lhasa und die anschließende Abriegelung der Region war von den westlichen Staaten heftig kritisiert worden. Es führte zudem zu einer Debatte über einen Boykott der Olympischen Sommerspiele, die die Volksrepublik im August ausrichtet.

Offener Brief des Dalai Lama
Das Exil-Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, hat in einem Offenen Brief an das chinesische Volk sein Gesprächsangebot an die Regierung in Peking erneuert und an die dortige Führung appelliert, sich solchen Gesprächen nicht zu verschließen. Die jüngsten Unruhen hätten gezeigt, dass eine friedliche und einvernehmliche Lösung des Tibet-Problems nur im Dialog erzielt werde könne, erklärte der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, in dem am Freitag in Neu Delhi veröffentlichen Schreiben.

Gleichzeitig bekräftigte der Dalai Lama, dass er nicht nach Unabhängigkeit für Tibet strebe. "Mein einziges Anliegen ist es, das Überleben der einzigartigen tibetischen Kultur, Sprache und Identität zu sichern."

Kritik an Berichterstattung
Vehement kritisierte der Dalai Lama die Berichterstattung der staatlichen chinesischen Medien über die jüngsten Ereignisse in Tibet. "Die trügerischen und verzerrten Bilder können den Boden für ethnische Spannungen mit unvorhersehbaren Folgen bereiten", warnte er. An Chinas Staatsführung appellierte er, Fakten sprechen zu lassen und sich für "Stabilität und Harmonie" im Land einzusetzen.

Gleichzeitig sprach sich der Dalai Lama erneut dafür aus, die Olympischen Spiele in Peking zu veranstalten. Als bevölkerungsreichstes Land der Erde, mit langer Geschichte und reicher Zivilisation sowie als aufstrebende Wirtschaftsmacht verdiene China die Spiele, so das Exil-Oberhaupt der Tibeter. Aber die Regierung der Volksrepublik müsse sich den Respekt der internationalen Gemeinschaft durch die Einhaltung von Prinzipien wir Freiheit und Rechtsstaatlichkeit im eigenen Land erst verdienen.

Bush und Rudd fordern China zu Treffen auf
US-Präsident George W. Bush und der australische Ministerpräsident Kevin Rudd haben die chinesische Führung wegen der Gewalt in Tibet und angrenzenden Provinzen zu einem Treffen mit dem Dalai Lama aufgefordert. Ein Gespräch mit dem Exil-Oberhaupt der Tibeter sei im Interesse Pekings, erklärte Bush nach einem Treffen mit Rudd am Freitag im Weißen Haus. Er habe dies seinem chinesischen Amtskollegen Hu Jintao bereits in den vergangenen Tagen deutlich gemacht.

Rudd sagte, es sei "absolut eindeutig", dass es in Tibet Menschenrechtsverstöße gebe. Der australische Regierungschef, der sich um engere Wirtschaftsbeziehungen zu Peking bemüht, kündigte an, er werde den Tibet-Konflikt bei seinem Besuch in China im April zur Sprache bringen. Nach amtlichen chinesischen Angaben wurden bei Unruhen in Tibet jüngst 22 Menschen getötet, die tibetische Exilregierung in Indien spricht von fast 140 Todesopfern.

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