Brasilien wählt

Präsident Lula blieb TV-Duell fern

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Amtsinhaber Lula hat Chancen, trotz vieler Skandale im ersten Wahlgang als brasilianischer Präsident bestätigt zu werden.

Der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva hat gute Chancen, bei den Wahlen am 1. Oktober bereits im ersten Durchgang im Amt bestätigt zu werden. Aller ihn und seine Arbeiterpartei (PT) umgebenden Skandale zum Trotz führt Lula in den Umfragen mit rund 50 Prozent vor den anderen sieben Kandidaten.

Kritik wegen TV-Duell
Lula ist vor den Wahlen vom Sonntag in Brasilien der großen Fernsehdebatte der wichtigsten Präsidentschaftsbewerber fern geblieben und deshalb von politischen Rivalen und der Kirche scharf kritisiert worden. Seine Rivalen hätten die Debatte im Sender Globo in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) in Rio de Janeiro in "eine Arena der Rüpeleien und Aggressionen" verwandeln wollen, rechtfertigte er sich.

Lula führt
Obwohl seine Regierung erst vergangenen Woche von einem neuen Korruptionsskandal erschüttert wurde, führt Lula jüngsten Umfragen zufolge in der Wählergunst mit knapp 50 Prozent deutlich. Da viele Wähler aus Protest gegen die Wahlpflicht ungültig stimmen wollen, hat Lula gute Aussichten, schon im ersten Urnengang die absolute Mehrheit der Stimmen und damit die Wiederwahl zu erringen.

Lulas aussichtsreichster Rivale, Geraldo Alckmin von der Partei der Sozialdemokratie Brasiliens (PSDB) folgt mit rund 32 Prozent vor den früheren PT-Mitgliedern Heloisa Helena (Partei für Sozialismus und Freiheit, PSOL) mit zehn und Christovam Buarque (Demokratische Arbeits-Partei, PDT) mit zwei Prozent. Alckmin,

Image mit wenig Schrammen
Laut Umfragen hat das Ansehen des Amtsinhabers durch die jüngste "Dossier-Affäre" vorerst höchstens einige Kratzer abbekommen hat. Bei dem Skandal geht es um den Kauf eines Dossiers mit belastendem Material über die Opposition durch Funktionäre von Lulas regierender Arbeiterpartei (PT). Damit reiht sich eine weitere Affäre an die Kette von Skandalen und Korruptionsfällen, in die die PT verwickelt ist.

Unentschlossene sind entscheidend
Rund 126 Millionen Wahlberechtigte sind am Sonntag in Brasilien aufgerufen, den Staatspräsidenten, die Besetzung des Senats und der Abgeordnetenkammer in Brasilia sowie die Gouverneure des Bundesdistrikts und der 27 Bundesländer neu zu bestimmen.
Zünglein an der Waage sind die Unentschlossenen zu sein. Sollten sich die bisherigen Umfragewerte bis zum 1. Oktober halten und der Wahlsieg von Lula in den Augen der Wähler beschlossene Sache sein, dann werden eben die Unentschlossenen mehr zu Lula als zu Alckmin tendieren. Und dies mehr aus dem Grund, einen zweiten Wahlgang zu verhindern als aus politischen Motiven.

Wahlpflicht in Brasilien
In Brasilien herrscht Wahlpflicht (für alle zwischen 18 und 70 Jahren). Der Wähler muss sich jedoch nicht für einen Kandidaten festlegen, er kann mit "Null" stimmen. Die Meinungsforscher gehen jedoch hierbei nur von einer Quote von etwa fünf Prozent aus. Wahlberechtigt sind 125,9 Millionen Menschen.

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