Labour-Parteitag in Manchester: Premier Brown kämpft ums politische Überleben. Promi-Hilfe bekommt er von Potter-Autorin Rowling.
Mit Aufrufen zur Geschlossenheit und prominenter Unterstützung von Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling hat der Parteitag der britischen Labour Party in Manchester begonnen. Hochrangige Kabinettsmitglieder stellten sich am Samstag hinter den angeschlagenen Premierminister Gordon Brown. Außenminister David Miliband, der immer wieder als möglicher Nachfolger Browns genannt wird, sagte, es sei an der Zeit, dass die Partei "an einem Strang" ziehe. "Ich habe klar gemacht, dass ich nicht denke, dass es der Zeitpunkt für einen Kampf um die Parteispitze ist."
Standing Ovations
Kämpferisch hat sich Gordon Brown gezeigt.
"Wenn die Menschen mich fragen, was wir zur Lösung der Probleme im
Finanzsystem unternehmen, dann antworte ich in drei Worten: Was nötig ist",
sagte der Regierungschef bei einer Frage-Antwort-Stunde mit den Delegierten.
Der Parteitag galt als Herausforderung für den Premier, der seit seiner
Amtsübernahme vor gut einem Jahr mit Skandalen, Wahlniederlagen und einem
historischen Umfragetief zu kämpfen hat. Am Samstag reagierten die
Delegierten allerdings mit stehenden Ovationen auf Browns Aussagen.
Eine Million von Potter-Autorin
Unterdessen erklärte Rowling,
Labour eine Million Pfund (rund 1,25 Millionen Euro) gespendet zu haben. Sie
unterstütze vor allem Labours Arbeit gegen Kinderarmut. Zudem spreche sie
sich gegen die Pläne der Konservativen aus, verheirateten Paaren
Steuererleichterungen zu geben. Rowlings Vermögen wird auf 560 Millionen
Pfund geschätzt. Die Autorin ist eng mit Brown und seiner Frau Sarah
befreundet, es ist aber ihre erste Parteispende. Als Rowling begann, die
Bestseller-Romane über den Zauberlehrling zu schreiben, war sie eine
alleinstehende Mutter und lebte in bescheidenen Verhältnissen. Labour hat
Schulden von fast 18 Millionen Pfund.
Höhepunkt des fünftägigen Parteitags ist die Rede von Premierminister Brown, die er voraussichtlich am Dienstag hält. Diese wird als entscheidend für seine Zukunft angesehen. Partei-Rebellen hatten vergangene Woche eine Abstimmung über den Premierminister gefordert. Es war immer wieder über einen Sturz des Premiers spekuliert worden.
Abfuhr
Jedoch erteilte nicht nur Außenminister Miliband diesen
Forderungen eine Abfuhr. Auch Gesundheitsminister Alan Johnson, der
ebenfalls als Kandidat für die Nachfolge gehandelt wird, sagte, Brown sei
wegen seiner wirtschaftlichen Kompetenzen derzeit der richtige Mann, die
Partei zu führen. Parteirebellen, die nach einer Abstimmung über Brown
gerufen hatten, sollten "die Klappe halten". Zudem rief der Bruder
des Außenministers, Kabinettsmitglied Ed Miliband, in einem vorab
verbreiteten Redemanuskript zur Geschlossenheit auf. Die Delegierten hätten
die Verantwortung, sich auf die Probleme des Landes und nicht auf interne
Streitigkeiten zu konzentrieren.
Unterdessen zeigte jedoch eine Umfrage der Zeitung "Daily Telegraph", dass Labour mit 24 Prozent 20 Punkte hinter den oppositionellen Konservativen liegt.