Die Gespräche zwischen ukrainischen und russischen Vertretern in Istanbul sind beendet.
Die unter türkischer Vermittlung geführten Verhandlungen über ein mögliches Ende des Ukraine-Kriegs dauerten laut dem türkischen Außenministerium rund eineinhalb Stunden. Aus ukrainischen Verhandlungskreisen verlautete, die Forderungen Russlands bei den Gesprächen seien unrealistisch und gingen weit über alles bisher Besprochene hinaus.
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Die Forderungen aus Moskau "beinhalten Ultimaten, dass die Ukraine sich von ihrem eigenen Territorium zurückzieht, um eine Waffenruhe zu erreichen, sowie weitere inakzeptable und nicht konstruktive Bedingungen", sagte ein Insider aus dem Umfeld der ukrainischen Delegation der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Ukraine ist bereit für eine echte Waffenruhe und einen weiteren authentischen Friedensprozess ohne Vorbedingungen", fügte er hinzu.
Erste Gespräche seit 2022
Es waren die ersten direkten Gespräche der Kriegsparteien seit 2022. An den Gesprächen nahmen auch der türkische Außenminister Hakan Fidan und der Leiter des türkischen Geheimdienstes MIT, Ibrahim Kalin, teil. Zuvor hatte die Ukraine mit den USA und der Türkei beraten. Laut ukrainischen Angaben gab es zudem hochrangige Beratungen mit Frankreich, Großbritannien und Deutschland.
Für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hatte nach eigenen Worten eine bedingungslose Waffenruhe oberste Priorität bei Gesprächen. Eine Waffenruhe sei Grundlage für künftige Friedensverhandlungen, sagte Selenskyj bei einem Treffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft in der albanischen Hauptstadt Tirana. "Und wenn die russischen Vertreter in Istanbul heute nicht einmal einer Waffenruhe zustimmen können, dann wird zu 100 Prozent klar sein, dass Putin die Diplomatie weiterhin untergräbt", fügte er mit Verweis auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin hinzu.
Ukraine: Russen wollen USA loswerden
Die Ukraine hatte Russland vorgeworfen, eine Teilnahme der USA an den ersten direkten Gesprächen beider Kriegsparteien seit drei Jahren verhindern zu wollen. "Die Russen versuchen mit allen Mitteln, die Amerikaner loszuwerden", sagte ein Regierungsmitarbeiter am Freitag. Vielleicht wollten die Russen nicht, "dass eine dritte Partei miterlebt, wie der Prozess gestört wird", spekulierte der ukrainische Vertreter - und erhob damit den Vorwurf, dass die russische Seite Fortschritte in den Gesprächen blockieren könnte.
Die ukrainische Delegation wollte bei den Gesprächen über ein mögliches Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Kreml-Chef Wladimir Putin sprechen. Ein Treffen der beiden Staatsoberhäupter werde "auf der Agenda der ukrainischen Delegation stehen", hieß es aus ukrainischen Diplomatenkreisen.
US-Außenminister Marco Rubio verlangte unterdessen erneut ein Ende des Blutvergießens in der Ukraine. Rubio habe am Freitag in der Türkei bei einem Treffen mit seinen Kollegen aus der Ukraine und der Türkei über die "Bedeutung der Suche nach einem friedlichen Ende des Krieges" zwischen Russland und der Ukraine gesprochen, erklärte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Tammy Bruce. Rubio habe dabei die Position der US-Regierung bekräftigt, "dass das Töten aufhören muss".
Russische Forderungen unverändert
Russland hatte vor den Gesprächen gesagt, man wolle ohne Vorbedingungen verhandeln. Von seinen Maximalforderungen ist Moskau bisher aber nicht abgerückt. So soll die Ukraine aus Moskauer Sicht auf die seit 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim und ihre teils besetzten Gebiete, Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson sowie auf einen NATO-Betritt verzichten.
Die ukrainische Delegation leitete Verteidigungsminister Rustem Umjerow. Für Russland verhandelte Putins Berater Wladimir Medinski. Die US-Delegation führte Außenminister Marco Rubio an.
Unterdessen hat der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin das Vermittlungsangebot von Papst Leo XIV. für ein Ende des Ukraine-Kriegs laut Kathpress präzisiert. "Konkret bedeutet dies meiner Meinung nach, dass der Heilige Stuhl für ein Treffen zwischen den beiden Parteien zur Verfügung steht, dass sich die beiden Parteien treffen und zumindest miteinander sprechen", sagte Parolin laut der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" (online) am Freitag in Rom. Es handle sich also eher um die Bereitstellung eines Ortes. "Wir sind dazu bereit", bekräftigte der oberste Diplomat des Papstes. Der Vatikan könnte ein sehr geeigneter Ort sein, der die erforderliche Diskretion gewährleiste.
Rutte: Putin macht Fehler
Russlands Präsident Wladimir Putin hat nach Einschätzung von NATO-Generalsekretär Mark Rutte bei der Besetzung seiner Delegation für die Gespräche mit der Ukraine nicht die richtige Entscheidung getroffen. "Ich denke, Putin hat einen Fehler gemacht, indem er eine Delegation auf niedriger Ebene entsandt hat - angeführt von diesem Historiker, der bereits 2022 an den Gesprächen beteiligt war", sagte Rutte bei einem Gipfeltreffen europäischer Staats- und Regierungschefs in der albanischen Hauptstadt Tirana. Deswegen laste nun der ganze Druck auf dem russischen Präsidenten. "Der Ball liegt jetzt eindeutig in seinem Spielfeld", sagte er. Putin wisse, dass er in Schwierigkeiten stecke.
Zu Positionierung der Ukrainer sagte Rutte, es sei gut, dass sie dennoch an den Verhandlungstisch gingen. "Sie haben eine Delegation geschickt, die wirklich willens ist, eine Waffenruhe zu verhandeln." Rutte lobte erneut auch US-Präsident Donald Trump. "Ich bin sehr froh über die Rolle, die die USA spielen", sagte er. Es sei wirklich wichtig, dass Trump die Blockade durchbreche und die Führung übernehme - all dies sei äußerst hilfreich und wichtig.