Der Mord an der regierungskritischen russischen Journalistin Anna Politkowskaja jährt sich am Sonntag zum ersten Mal.
In Russland haben deswegen zahlreiche Menschen der regierungskritischen Journalistin Anna Politkowskaja gedacht, die vor einem Jahr vor ihrer Moskauer Wohnung erschossen worden war. Unter massivem Polizeiaufgebot versammelten sich mehrere hundert Oppositionelle im Zentrum Moskaus. Außerdem organisierten Menschenrechtsaktivisten auf einem Platz nahe dem Kreml eine Fotoausstellung mit Bildern aus Tschetschenien.
Vor einem Jahr ermordet
Politkowskaja sei vor einem Jahr "in
verabscheuungswürdiger Weise" ermordet worden, erinnerte der
Ex-Regierungschef und Gründer der Oppositionspartei Das Volk für Demokratie
und Gerechtigkeit, Michail Kassjanow, auf einer Kundgebung im Zentrum der
russischen Hauptstadt. "Sie musste sterben, weil sie die menschliche Würde
aller Bürger verteidigt hat", sagte er.
"Wir sollten für Freiheit kämpfen"
Politkowskajas
Familie sowie Kollegen der Zeitung "Nowaja Gaseta" besuchten das Grab der
kritischen Journalistin vor den Toren der Hauptstadt. Das Blatt schaltete
zum Gedenken Politkowskajas Telefonnummer in ihrem Büro frei. Mehrere
Nachrichten, die auf dem Anrufbeantworter hinterlassen wurden, sollten in
der Ausgabe am Montag veröffentlicht werden. "Wir sollten für Freiheit
kämpfen", sagte der Dmitri Muratow, Herausgeber der "Nowaja Gaseta". "Wir
sollten Anna in unseren Herzen behalten und nicht den Anweisungen von Putin
folgen."
Gedenktafel und Rosen
Oppositionsführer Garry Kasparow stellte
vor dem Haus, in dem Politkowskaja gewohnt hatte, eine Gedenktafel auf und
legte einen Strauß Rosen vor die Tür. Er zeigte sich frustriert ob der
geringen Anteilnahme: "Die Menschen unterschätzen die Bedeutung dessen, was
Politkowskaja getan hat", sagte er. Kasparow kritisierte, dass am Geburtstag
des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der mit dem Todestag
Politkowskajas zusammenfällt, der Jahrestag von den Behörden ignoriert würde.
Von Unbekannten erschossen
Politkowskaja war am 7. Oktober 2006
vor ihrer Wohnung in Moskau von Unbekannten erschossen worden. Die
48-Jährige hatte wiederholt über Menschenrechtsverstöße in Tschetschenien
sowie Korruption in russischen Behörden berichtet. Sie war zwar im Ausland
mit Preisen überhäuft worden, in Russland, wo sich die Menschen meist über
staatlich kontrollierte Fernsehsender informieren, war sie aber kaum
bekannt. Putin hatte das Renommee Politkowskajas nach ihrer Ermordung im
vergangenen Jahr zunächst heruntergespielt, später aber ihre Arbeit als
wichtigen Beitrag zum öffentlichen Leben gewürdigt. Nach russischen
Polizeiangaben war ihr Mörder ein Auftragskiller. Zuletzt meldete die
amtliche Zeitung "Rossijskaja Gaseta" am Freitag, ein ukrainischer Mafiaboss
sei im Zusammenhang mit dem Mordfall festgenommen worden.