Luftraumverletzung

Russland wirft Georgien "Halluzinationen" vor

Teilen

Georgien wirft Russland vor, erneut seinen Luftraum verletzt zu haben. Der Streit um den Raketeneinschlag Anfang August schwelt weiter.

Russlands Generalstabchef Juri Balujewski hat Georgien nach Anschuldigungen zu einem neuen Luftzwischenfall vorgeworfen, unter Sinnestäuschung zu leiden. "Selbst ich als Infanterist weiß, dass Kampfflugzeuge nicht mit einer solchen (niedrigen) Geschwindigkeit fliegen", sagte Balujewski am Donnerstag nach Angaben von Interfax in Moskau. Tiflis hatte Moskau vorgeworfen, mit einem Flugzeug am Dienstag in 4000 Metern Höhe und bei Tempo 490 zum zweiten Mal in diesem Monat in den georgischen Luftraum eingedrungen zu sein. "Wahrscheinlich fangen unsere georgischen Kollegen allmählich an zu halluzinieren", sagte Balujewski.

Georgien hat Russland zum zweiten Mal innerhalb eines Monats die Verletzung seines Luftraums vorgeworfen. Ein russischer Kampfjet sei im Nordwesten des Landes, nahe des abtrünnigen Landesteils Abchasiens, über die Grenze geflogen und dann fünf Kilometer in den georgischen Luftraum eingedrungen, erklärte das Außenministerium in Tiflis am Mittwoch.

Moskau dementiert
Russland wies die Anschuldigungen umgehend zurück. An dem von Georgien angegebenen Tag habe die russische Luftwaffe die Grenzregion nicht überflogen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums der Nachrichtenagentur Reuters.

Abchasien strebt genau wie Südossetien die Unabhängigkeit von Georgien an und hat sich bereits in den 90er Jahren von Georgien losgesagt. Die Regierung in Tiflis beschuldigt Moskau, die beiden international nicht anerkannten Republiken finanziell und diplomatisch zu unterstützen.

Anfang des Monats hatte bereits ein Raketen-Fund auf georgischem Boden dazu geführt, dass sich alte Spannungen zwischen Russland und der ehemaligen Sowjetrepublik weiter verstärkten. Die Rakete war etwa 65 Kilometer westlich der Hauptstadt Tiflis auf einem Acker aufgeschlagen, ohne dabei zu explodieren. Georgien macht Russland dafür verantwortlich.

Die Regierung in Moskau hat eine Verwicklung in den Vorfall jedoch wiederholt bestritten. Am Dienstag warf der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin Georgien vor, sich den Vorfall ausgedacht zu haben, um einen "politischen Tsunami" zu erzeugen. Der georgische Vize-Außenminister Merab Antadse beschuldigte Russland daraufhin "schamloser Sowjet-Diplomatie".

Nach den Worten Tschurkins kann Russland nicht für den Vorfall verantwortlich sein, da Raketenteile mit englischer Aufschrift gefunden worden seien. Die Benutzung von ausländischen Einzelteilen sei den russischen Piloten aber verboten, sagte der UN-Botschafter. Eine zweite, von internationalen Experten ausgeführte Untersuchung ergab, dass die Rakete von einem russischen Flugzeug abgeworfen wurde. "Diese Berichte geben uns Hoffnung, dass dieses Thema in ernsthaften Organisationen wie den UN diskutiert werden wird", sagte Antadse am Mittwoch.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.