Prozess vertagt

Zieht sich Berlusconi aus Politik zurück?

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Silvio Berlusconi ist wieder wohlauf, muss jedoch noch in ärztlicher Behandlung bleiben. Jetzt kursieren Gerüchte über sein Aus in der Politik.

Italiens Ex-Ministerpräsident und nunmehriger Oppositionsführer Silvio Berlusconi ist nach seinem Schwächeanfall vom Sonntag wieder wohlauf, muss jedoch noch in ärztlicher Behandlung bleiben.

Berlusconi kann nach seinem Ohnmachtsanfall jedoch wie geplant am Mittwoch das Krankenhaus verlassen. Untersuchungen hätten ergeben, dass sich der Oppositionsführer bester Gesundheit erfreue und sein Herz gesund sei, sagte der Arzt Alberto Zangrillo vom San-Raffaele-Krankenhaus in Mailand am Dienstag. Mitarbeiter Berlusconis erklärten, dieser werde trotz des Vorfalls eine Großdemonstration in Rom am Samstag anführen.

In Italien herrschen dennoch bereits wilde Spekulationen über einen baldigen Rückzug des 70-Jährigen aus der Politik. "Aus gesundheitlicher Sicht und seinen eigenen Andeutungen zufolge ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass er bei der nächsten Wahl die rechtsgerichtete Koalition führen wird", sagte der Politikwissenschaftler Franco Pavoncello.

Angst um "Forza Italia"
Dies bestritten Berlusconis Mitarbeiter vehement. Maurizio Belpietro, Chefredakteur der im Besitz der Familie Berlusconi stehenden rechten Tageszeitung "Giornale", warnte in einem Kommentar vor der Gefahr eines Rückzugs Berlusconis aus der Politik. "Im Moment gibt es keine Person, die wie Berlusconi Charisma und politisches Talent verbindet." Müsste er wegen Erschöpfung oder aus gesundheitlichen Gründen die politische Szene verlassen, würde Forza Italia verschwinden und mit der stärksten italienischen Partei würde sich auch die Mitte-Rechts-Allianz auflösen. Diese würde in den nächsten zehn bzw. 15 Jahren in der Opposition bleiben müssen, befürchtete Belpietro.

Bei Großdemo am Samstag erwartet
Berlusconis Sprecher, Paolo Bonaiuti, versicherte, dass Berlusconi bald wieder fit sein werde. Der Medienmagnat werde wie geplant am kommenden Samstag an der Großdemonstration in Rom gegen die Regierungspolitik seines Amtsnachfolgers Romano Prodi teilnehmen. "Berlusconi will nicht aufhören, er darf nicht aufhören, und er könnte auch gar nicht aufhören", sagte Bonaiuti.

Der Oppositionschef war am Sonntag in die Mailänder Klinik San Raffaele eingeliefert worden, nachdem er bei einer Veranstaltung im toskanischen Kurort Montecatini Terme ohnmächtig zusammengebrochen war.

Anklage wegen Bilanzfälschung und Steuerbetrug
Bei dem Verfahren geht es um den Verdacht des Betrugs und der Unterschlagung beim Kauf von Filmrechten für die Berlusconi-eigene Mediengesellschaft Mediaset in den 90er Jahren. Dem Medienunternehmer und rund einem Dutzend Mitangeklagten werden unter anderem Bilanzfälschung und Steuerbetrug vorgeworfen. Berlusconi, gegen den in der Vergangenheit bereits ein halbes Dutzend Strafprozesse liefen, nimmt aber in aller Regel nicht persönlich an den Gerichtsverfahren teil. Die Verteidigung hat bei dem Prozess über 180 Zeugen geladen, die Staatsanwaltschaft will 42 Zeugen vernehmen.

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