Putin gegen Libyen-Einsatz

"Haben kein Recht Gaddafi zu töten"

Teilen

Nach dem Bombenangriff auf Gaddafis Residenz übt der russische Premier scharfe Kritik.

Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin hat die westliche Koalition, die die Flugverbotszone über Libyen überwacht, scharf kritisiert. Diese habe kein UN-Mandat Machthaber Muammar al-Gaddafi zu töten. "Sie sagen, sie wollten Gaddafi nicht töten. Jetzt sagen Verantwortliche, ja es werde versucht Gaddafi zu töten", sagte Putin während eines Besuchs in Dänemark.

"Gab es ein Gerichtsverfahren?"
"Wer erlaubte das, gab es ein Gerichtsverfahren? Wer hat sich das Recht angemaßt, diesen Mann hinzurichten?", so Putin. Bei den Bombenangriffen würden unschuldige Zivilisten sterben, nicht aber Gaddafi, der sich verstecken könne.

Die NATO hatte in der Nacht auf den Ostermontag die Residenz Gaddafis bombardiert und dabei ein Büro des Machthabers zerstört. Die NATO erklärte in Brüssel, die Luftangriffe hätten sich gegen ein Kommunikationshauptquartier der libyschen Truppen gerichtet, das für Angriffe auf die Zivilbevölkerung genutzt worden sei. Anders als die Truppen Gaddafis tue die NATO weiterhin "ihr Mögliches", um zivile Opfer zu vermeiden.

Russland enthielt sich bei Libyen-Abstimmung
Putin hatte den internationalen Militäreinsatz in Libyen schon früher als "Kreuzzug" kritisiert und war dafür vom russischen Präsidenten Dmitri Medwedew kritisiert worden. Im Weltsicherheitsrat hatte die Vetomacht Russland die Annahme der jüngsten Libyen-Resolution durch eine Enthaltung ermöglicht.

Putin setzte sich am Dienstag in Kopenhagen für eine kräftige Ausweitung der Handelsbeziehungen mit Dänemark ein. Nach einem Gespräch mit Dänemarks Regierungschef Lars Lökke Rasmussen verwies Putin auf die erstmalige Vereinbarung russischer Gaslieferungen an die Skandinavier sowie gemeinsame Interessen bei der wirtschaftlichen Erschließung der Arktis.

Beide Regierungschefs unterzeichneten mehrere Handelsverträge. Rasmussen nannte die Gespräche "sehr erfreulich". 2002 hatte Putin als russischer Präsident einen Besuch in Kopenhagen kurzfristig abgesagt, weil Dänemark während des Tschetschenien-Krieges grünes Licht für einen "Tschetschenischen Weltkongress" mit Exilgruppen in Kopenhagen gegeben hatte. "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir bei irgendeinem Gesprächsthema nicht einig waren", meinte Putin jetzt über seine Begegnung mit Rasmussen.

Zur Frage nach seiner möglicherweise erneuten Kandidatur für das Präsidentenamt in Russland erklärte der Moskauer Besucher, hierfür seien ausländische Medien unerheblich. Die Frage entscheide allein das russische Volk. Nach einem Abendessen bei Königin Margrethe II. war Putins Weiterreise nach Stockholm geplant. Dort steht am Mittwoch ein ähnliches Besuchsprogramm wie in Kopenhagen an.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.