Wolga-Unglücksschiff

Taucher fanden weitere Leichen

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Sechs weitere Tote konnten aus dem Wrack geborgen werden.

Zwei Wochen nach dem Untergang des Ausflugschiffs "Bulgaria" auf der Wolga haben Taucher in dem Wrack sechs weitere Leichen entdeckt. Damit stieg die Zahl der Toten beim schwersten Schiffsunglück in Russland seit 25 Jahren auf mindestens 120. Die Bergungsarbeiten an dem Havaristen gestalten sich schwierig. Zwei mächtige Schwimmkräne schleppten das Schiff in einem aufwendigen Manöver zwölf Kilometer zu einem Stauwasserspeicher. Dort soll das Wrack, das teilweise aus dem Wasser ragt, ausgepumpt und später verschrottet werden. "Das Schiff taugt nicht zum Denkmal", sagte Vizetransportminister Viktor Olerski am Sonntag.

Aufwändige Bergung
Zehn Schiffe mit Tauchern, Technikern und Angehörigen der russischen Seestreitkräfte sicherten die vierstündige Schleppfahrt ab. Angehörige der Opfer warfen vom Ufer aus Blumen ins Wasser, als der Tross die Unglücksstelle verließ, berichtete das Staatsfernsehen. Schiffssirenen heulten. In dem Stauwasserspeicher seien zunächst die Bullaugen verschweißt worden, um ein Rücklaufen des Wassers zu verhindern, sagte Olerski. Nach der Bergung soll das 1955 gebaute Doppeldeckschiff zunächst auf ein Trockendock gelegt werden. Ermittler und Angehörige erhoffen sich von dem Wrack Aufklärung über die genaue Ursache der Katastrophe.

Zwei weitere Menschen vermisst
Zwei Passagiere galten weiter als vermisst. Die mächtigen Schwimmkräne "Mogutschij" und "KPL-351" hatten die am 10. Juli untergegangene "Bulgaria" zunächst mit Spezialwinden aus 20 Meter Tiefe gezogen. Die Rettungskräfte entschieden danach, den Havaristen mit armdicken Stahltrossen in ruhigere Gewässer zu schleppen. Dort sei das Auspumpen weniger aufwendig, sagte ein Sprecher des Organisationsstabs. Die Arbeiten müssten immer wieder für Sicherheitsüberprüfungen unterbrochen werden. "Beim Untergang ist die Ladung nach vorne gerutscht, daher ist der Bug viel schwerer als erwartet", sagte der Sprecher. Außerdem habe die "Bulgaria" Schlagseite.

Leichen in der Duschkabine
Taucher hätten die sechs Leichen auf dem Bootsdeck sowie in Duschkabinen und im Oberdeck gefunden, sagte der Chef des regionalen Zivilschutzes, Igor Panschin. Man vermute die zwei noch Vermissten im Unterdeck. Entgegen ersten Information sei der Maschinenraum nicht beschädigt, sagte Panschin. Das technisch marode und mit etwa 200 Menschen völlig überladene Schiff war rund 750 Kilometer östlich von Moskau nahe der Stadt Kasan gekentert. Dabei waren auch etwa 30 Kinder ertrunken. Wegen Verstoßes gegen die Sicherheitsbestimmungen sind die Generaldirektorin des Betreibers sowie ein Experte der lokalen Schifffahrtsbehörde in der Teilrepublik Tatarstan angeklagt.

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