Atom-Katatstrophe

Zehn Leichen in Fukushima gefunden

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In der Sperrzone um das havarierte AKW fanden Rettungskräfte die Leichen.

Japanische Einsatzkräfte haben am Donnerstag erstmals die verstrahlte Zone im Umkreis von zehn Kilometern um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima nach Tsunami-Opfern durchsucht. Bis zum Abend fanden sie nach Angaben der Polizei zehn Leichen, am Freitag soll die Suche weitergehen. Einen Monat nach dem verheerenden Beben und dem Tsunami nahm ein Expertengremium zum Wiederaufbau der zerstörten Gebiete seine Arbeit auf.

Einsatzkräfte in Schutzkleidung
In Schutzanzügen, Stiefeln und Schutzmasken arbeiteten sich mehr als 300 Polizisten durch das verstrahlte Niemandsland in unmittelbarer Nachbarschaft des Atomkraftwerks. Die Suche nach den Opfern sei mühsam, sagte ein Polizeisprecher. Einige Tote hätten noch in ihren Autos gesessen, die meisten aber seien unter Trümmern begraben. Alle Leichen wurden demnach auf ihre radioaktive Strahlung untersucht. Ist diese zu hoch, müssten sie vor ihrer Aufbahrung sorgfältig gewaschen werden. Laut der Zeitung "Asahi Shimbun" rechnen die Behörden mit rund 1.000 Toten in der Zone. Insgesamt sind knapp 13.500 Tote gefunden worden, mehr als 14.700 werden noch vermisst.

Kaiser Akihito besuchte Notunterkunft
Erstmals seit der Naturkatastrophe am 11. März besuchten Kaiser Akihito und seine Frau eine Notunterkunft in der zerstörten Region. Derzeit leben etwa 150.000 Menschen in Notunterkünften, und ihre Zahl dürfte mit der von der Regierung am Montag beschlossenen Ausweitung der Evakuierungsgebiete um das Atomkraftwerk noch weiter steigen.

Planungen für Wiederaufbau laufen an
Unterdessen begannen die Planungen für einen Wiederaufbau der zerstörten Gebiete. Bei einem ersten Treffen des zuständigen Gremiums forderte Ministerpräsident Naoto Kan am Donnerstag, der Wiederaufbaubau müsse Vorbildcharakter haben. Er wünsche sich einen Plan, der die Region zur lebenswertesten der Welt mache, sagte Kan. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo schwebt dem Regierungschef eine neue Öko-Stadt weiter im Landesinneren für etwa 50.000 bis 100.000 Menschen vor. Sie soll allen Einwohnern der Evakuierungszonen Platz bieten, sollte sich herausstellen, dass sie wegen der radioaktiven Strahlung nie mehr in ihr altes Zuhause zurückkehren können. Bis Juni soll das Gremium seine Vorschläge ausgearbeitet haben.

Arbeiter pumpen weiter verstrahltes Wasser aus dem AKW ab
In der Atomruine Fukushima setzten die Arbeiter unterdessen ihre Bemühungen fort, eine weitere radioaktive Verseuchung der Umgebung zu verhindern. Bis zum Abend pumpten sie mehr als 700 Tonnen hochgradig radioaktiv verseuchten Wassers aus dem zerstörten Reaktor 2 in gesicherte Container, wie ein Sprecher der Betreiberfirma Tepco mitteilte. Bis allerdings alle Reaktorblöcke trockengelegt seien, könnten noch "mehrere Wochen" vergehen. Erst dann können die Arbeiter mit der Reparatur der beschädigten Kühlsysteme und der Versiegelung der Blöcke beginnen.

Opposition fordert Rücktritt von Premier Kan
Nach wochenlanger Ruhepause begannen auf politischer Ebene wieder die alten Grabenkämpfe zwischen Regierung und Opposition aber auch innerhalb der Demokratischen Partei von Regierungschef Kan. Erstmals forderte der Chef der oppositionellen konservativen Liberaldemokratischen Partei, Sadakazu Tanigaki, den Rücktritt Kans. Eine Fortdauer der gegenwärtigen Führung sei für das Volk "extrem unglücklich", sagte Tanigaki. Er deutete an, seine Partei könne in beiden Parlamentskammern Misstrauensvoten gegen Kans Regierung anstrengen.

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