ÖSTERREICH-Interview

Wiener Imam bricht mit seinem Sohn

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Vater von Mohamed M.: "Verurteile, was mein Sohn macht."

Der gebürtige Ägypter Sami Mahmoud stand immer unter Beobachtung, der Staatsschutz hatte den Imam der früheren Sahaba-Moschee in der Lindenstraße 1 stets auf dem Radar. Verständlich: Mahmoud soll ein Mitglied der radikalen Muslimbruderschaft und an Anschlägen beteiligt gewesen sein, bevor er Anfang der 1980er-Jahre nach Wien kam. Er galt als radikaler ­Islamist und ist der Vater von Mohamed Mahmoud (30), ­jenem Austro-Jihadisten, der jetzt in einem Video des ISIS eine Geisel erschoss – ÖSTERREICH berichtete.

Doch selbst der fanatische Vater scheint, wie alle Österreicher, die grausame Tat seines ältesten Sohnes zu ver­urteilen. „Niemand hat das Recht, das Leben eines anderen Menschen in solch einem abscheulichen Akt zu nehmen. Ich akzeptiere keinen Terrorismus“, schrieb der Imam, der inzwischen in einer gemäßigteren Moschee in Rudolfsheim aktiv sein soll, bereits Donnerstagabend in einer E-Mail an ÖSTERREICH.

Haftbefehl wegen ­Mordverdacht droht
Wie berichtet, liquidierte sein Sohn in Palmyra einen gefangenen Soldaten mit einem Genickschuss und rief zu Anschlägen in Österreich und Deutschland auf.

Der Staatsschutz prüft die Echtheit des Videos. Sollte diese gegeben sein, wird die Staatsanwaltschaft Mordermittlungen gegen Mohamed Mahmoud einleiten.

Allerdings kann sie gegen den Jihadisten nur vorgehen, wenn dieser tatsächlich noch österreichischer Staatsbürger ist. Mohamed Mahmoud hat seinen Pass ja in einem Video verbrannt und angekündigt, die Staatsbürgerschaft niederzulegen. Bislang ist dies ­jedoch nicht der Fall.

ÖSTERREICH: Sie haben das Video gesehen. Was sagen Sie dazu?
Sami Mahmoud
: Ich bin gegen die Gruppe, gegen ISIS. Ich verurteile, was sie machen.

ÖSTERREICH: Es ist Ihr eigener Sohn, der eine syrische Geisel vor der Kamera erschießt.
Mahmoud
: Auch wenn es mein Sohn ist, ich verabscheue das. Meine Familie und ich sind gegen diesen Terrorismus. Wir lehnen das strikt ab.

ÖSTERREICH: Wie konnte es so weit kommen, was ist mit Ihrem Sohn passiert?
Mahmoud
: Er ist in falsche Kreise geraten. Mit seinem Zuhause hat das nichts zu tun. Ich habe mich als Imam immer gegen den Terrorismus ausgesprochen.

ÖSTERREICH: Haben Sie noch Kontakt zu Mohamed?
Mahmoud: Nein.

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