"Gruppendynamik"

Strache erzählt, wie er zum Rauschgift kam

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HC Strache outet seine „Drogenvergangenheit“. Im ÖSTERREICH-Interview erzählt er, wie er unter „Gruppenzwang“ Cannabis paffte.

Ganz den erwünschten Effekt hat Heinz-Christian Strache mit seiner Drogenbeichte noch nicht erzielt. Freitagabend wurde der FPÖ-Führer bei einer Kundgebung in der Innsbrucker Altstadt Opfer eines Eierattentats. Absender der fünf Wurfgeschoße: junge Menschen – just jene Zielgruppe also, die Strache mit seinem Outing – „Ja, ich habe Cannabis probiert“ (ÖSTERREICH berichtete) – für sich erwärmen wollte.

Am Mittwoch hatte Strache bei der ORF-Konfrontation mit Jungwählern gestanden, Haschisch „gepafft, aber nicht inhaliert“ zu haben – dieselbe Ausrede, mit der schon US-Präsident Bill Clinton seine Drogenvergangenheit geschönt hatte.

Die Reaktionen am nächsten Tag waren heftig. Auf oe24.at war die Strache-Story die meistabgerufene Geschichte. Und das Kalkül des FPÖ-Obmanns schien aufzugehen: Die meisten Poster zeigten sich verständnisvoll.

Anti-Drogen-Politik
Im ÖSTERREICH-Interview präzisiert Strache nun seine Drogengeschichte (siehe unten). Er erzählt, wie er ­unter Gruppenzwang zum Cannabis verführt und durch diese Erfahrung den unerlaubten Rauchmitteln abschwor. Er sei dadurch ein „Anti-Drogen-Politiker“ geworden.

ÖSTERREICH: Wo und wann haben sie früher Cannabis geraucht?
HC Strache: Ich war 16 Jahre alt und bin in einer Gruppe von Jugendlichen zusammengesessen. Ich konnte erleben, wie sich da eine Gruppendynamik entwickelt. Manche haben das Cannabis-Rauchen damals regelrecht zelebriert und den Joint herumgereicht. Dieses Erlebnis hat bleibenden Eindruck hinterlassen und ist auch ein Grund, warum ich mich als Anti-Drogenpolitiker engagiere. Ich habe am eigenen Leib erlebt, wie es ist, wenn junge Menschen in einer Gruppe sitzen, eine Gruppendynamik entsteht und man deswegen dazu verleitet wird. Da entsteht ein großer Druck.
ÖSTERREICH: Kennen Sie Drogenabhängige?
Strache: Ich habe persönliche Erfahrungen, denn ich habe viele Bekannte, die später drogenabhängig geworden sind. Ich habe sie beim Entzug begleitet, Freunde und auch meinen eigenen Cousin. Ich habe auch erleben müssen, dass es leider nur einer geschafft hat. Und der Einstieg zu späterer Drogenabhängigkeit war immer über Cannabis.
ÖSTERREICH: Warum haben Sie damals nicht inhaliert.
Strache: Nein, ich wollte das einfach nicht. Ich wollte mit Drogen nichts zu tun haben, aber ich wollte auch nicht aus der Gruppe herausfallen. Viele haben nicht den Mut und die Stärke zu sagen, dass man das nicht will.
ÖSTERREICH: Später hatten sie überhaupt keinen Kontakt mehr zu Drogen?
Strache: Nein, das hat mich dann immer abgestoßen, auch aufgrund der Erfahrung von damals. Ich habe so viel Leid erlebt und deshalb mache ich mich für eine Anti-Drogenpolitik stark.
ÖSTERREICH: Warum kursieren dann immer wieder Gerüchte, sie würden Kokain nehmen?
Strache: Als Politiker, der sich für Österreich einsetzt, ist man immer wieder mit Schmutzkübelkampagnen konfrontiert. Das sind aber nur miese Unterstellungen, die jeder Grundlage entbehren.

Autor: eba

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