Tägliches "Im Zentrum"

Wrabetz: "Meine Pläne für den ORF der Zukunft"

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Neue Informations-Formate, mehr Eigenproduktionen und Townhall-Meetings.

Im großen Interview mit der Tageszeitung ÖSTERREICH (Sonntagsausgabe) verrät ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz seine Pläne für die Zukunft des ORF.

Demnach will Wrabetz im Falle einer Wiederwahl am 9. August einen großen Schwerpunkt auf den Ausbau der ORF-Information legen: „Ab 2020 werden alle Journalisten des ORF in einem zentralen Newsroom arbeiten – und für so einen Newsroom braucht man einen 'Fahrdienstleiter', der das organisiert. Aber einen zentralen Chefredakteur will ich sicher nicht, den habe ich vor zehn Jahren nach der Ära Lindner/Mück abgeschafft – sondern ich will unabhängige Redaktionen für jeden Sender.“

Kein eigener Informationsdirektor

Einen eigenen Informationsdirektor wird es unter Wrabetz nicht geben. Stattdessen kann sich Wrabetz vorstellen, dass er als Generaldirektor die Verantwortung für Chefredakteure und die Information im ORF übernimmt: „Einen eigenen Informationsdirektor wird es in meinem Konzept nicht mehr geben. Ich will verschiedene starke Chefredakteure für die einzelnen Medien – einen für Radio, einen für Online, einen für die Magazine, eventuell auch je einen für ORF 1 und ORF 2 getrennt.“

Neue Informations-Formate

Des Weiteren kündigt der amtierende ORF-Chef neue Info-Formate an: Er werde „das Frühstücksfernsehen weiterentwickeln, auch da werden wir flexibler und aktueller werden, ORF III ausbauen und weiterentwickeln, die Information auf ORF 1 verstärken – auch mit Erklär- und Magazinformaten, die zur schnelllebigen Online-Welt passen. Und auf ORF 2 die Diskussionssendungen weiter ausbauen. In unserer bewegten Zeit ist ein einziges 'Im Zentrum' pro Woche zu wenig. Denkbar wären z. B. zusätzliche Diskussionsformate unter der Woche nach der ZiB 2.“

Neben der Information will Wrabetz auch in einen Youtube-Kanal und mehr Eigenproduktionen investieren: „Mein Ziel ist es, hoffentlich schon im nächsten Jahr einen eigenen Youtube-Kanal für Österreich zu starten – so etwa unter dem Motto 'Best of ORF'. Im TV werden wir die österreichischen Eigenproduktionen weiter stärken und ausbauen.“

"Townhall-Meetings"

Wrabetz kündigt in ÖSTERREICH an, den ORF mit eigenen „Townhall-Meetings“ für die Österreicher „zu öffnen“: „Ein Ziel der nächsten Amtszeit ist, dass sich der ORF für die Österreicher öffnet. Dass wir mit dem Publikum gemeinsam ausdiskutieren, was sie vom ORF wollen – und wie. Ich möchte das in unsere Zukunftsplanung einfließen lassen, wir wollen Meinungen und Ideen sammeln, über alle Kanäle, vor allem auch Social Media. Und: Es wird ab Herbst in ganz Österreich 'Townhall-Meetings' geben, in denen ich mich mit meinem Team selbst den Menschen, unseren Eigentümern, persönlich der Diskussion stellen will – und jeder kann offen sagen, wie er den ORF will. Das kann auch Teil unseres Programms werden.“

Richard Grasl

Dass Richard Grasl im Falle einer Niederlage gegen ihn weiter kaufmännischer Direktor bleibt, schließt Wrabetz aus: „Richard Grasl kann natürlich auch in Zukunft im ORF Aufgaben übernehmen, aber klarerweise nicht als mein engster Mitarbeiter in der Geschäftsführung.“ Fix sei hingegen, dass Kathrin Zechner und Michael Götzhaber seinem Direktorium angehören werden. Zusätzlich will Wrabetz „mehr Frauen ins Team holen“.

Seinem Gegenkandidaten Richard Grasl wirft Wrabetz vor, nicht für unabhängigen Journalismus zu stehen: "Ich stehe dafür, dass wir kritischen Journalismus machen, der sich auch kritisch mit allen Parteien auseinandersetzt. Im ORF muss es Journalismus in der ganzen Bandbreite geben. Das unterscheidet mich unter anderem von Richard Grasl, der ja eher einen Journalismus betrieben hat, mit der Politik in Niederösterreich besonders konstruktiv umzugehen. In meinem Konzept für den ORF ist beides möglich: Der Journalismus, der zum Beispiel auf regionaler Ebene besonders konstruktiv ist, oder Interviews, mit denen beispielsweise ein Armin Wolf in der ZiB 2 manchmal aneckt. Im ORF mit Dutzenden Nachrichtenformaten muss auch pointierter Journalismus möglich sein."

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