Einer zuviel?

Seehofers Chancen auf den CSU-Vorsitz schwinden

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Die Chancen für Horst Seehofer beim Rennen um den Partei-Vorsitz schwinden. Beckstein sprach sich bereits für Huber aus.

Horst Seehofer hat schlechte Karten im Rennen um den CSU-Vorsitz. Im Kampf um die Nachfolge von Edmund Stoiber sprechen nach Ansicht von CSU-Spitzenpolitikern mehrere Faktoren gegen den Parteivize. Der Bundesagrarminister gilt seit den Enthüllungen über sein Privatleben als beschädigt. Außerdem haben sich die meisten CSU-Granden in Wildbad Kreuth bereits auf Wirtschaftsminister Erwin Huber verständigt. Nicht zuletzt habe die CSU eine "überwältigende Sehnsucht nach Ruhe und Frieden", sagte ein Vorstandsmitglied am Freitag. Und dafür sei das Duo Günther Beckstein als Ministerpräsident und Huber als Parteichef geradezu eine Idealbesetzung.

Seehofer sendet widersprüchliche Signale
Einerseits sagt er, er wolle eine einvernehmliche Lösung. Auf der anderen Seite erwartet er, dass mit ihm über den Parteivorsitz gesprochen wird. "Es gibt keinen Rechtsanspruch auf den Parteivorsitz", sagte der Minister am Freitag der dpa. Schließlich ist der 58-jährige Ingolstädter beliebt an der Parteibasis und galt deshalb lange als Favorit für den Parteivorsitz. Während sich die wichtigsten CSU-Granden bereits am Freitag bei Stoiber in der Staatskanzlei die Klinke in die Hand gaben, um über die Nachfolge zu diskutieren, fliegt Seehofer am Wochenende zu einem Sondertermin bei Stoiber in München ein.

Schwer berechenbare Signale
Nach offizieller Lesart haben die Veröffentlichungen über Seehofers Privatleben den Karrierechancen des Hünen nicht geschadet. Inoffiziell räumen aber viele CSU-Politiker ein, dass Seehofer sehr wohl beschädigt sei. Der Ingolstädter hat sich in München den Ruf eines schwer berechenbaren Solisten mit Hang zur Selbstdarstellung erworben. Seehofer sei "schwer kalkulierbar", sagt ein Vorstandsmitglied. Unvergessen sind Seehofers zahlreichen Alleingänge in den vergangenen Jahren. Wollte Seehofer jetzt auf Biegen und Brechen seinen Ehrgeiz ausleben, würde er in der Partei endgültig zum Querulanten. Aus der Berliner CSU-Landesgruppe kamen bereits am Donnerstag Signale, dass man nicht gegen Huber zu Felde ziehen werde.

Huber dynamischer Reformmotor
Dagegen gelten der künftige Ministerpräsident Beckstein und Huber als äußerst diszipliniert. "Huber ist ein echter Teamspieler und Parteisoldat", sagt ein CSU-Vorstandskollege. Beide decken gemeinsam ein breites Spektrum ab, wie es jeder für sich niemals könnte: Beckstein ein Moderator mit großer Integrationskraft, Huber ein dynamischer Reformmotor. "Beide Seiten sind für die CSU sehr wichtig", meint ein Vorstandsmitglied. Gegen Seehofer spricht auch, dass er in der Landtags-CSU unbeliebt ist. Dort sitzen aber viele Kreisvorsitzende, die auf Parteitagen die Truppen sammeln und die Marschrichtung mitbestimmen.

Aus Sicht vieler CSU-Kollegen hat sich Huber schon jetzt Verdienste erworben, weil er seine Ambitionen auf das Ministerpräsidentenamt im Interesse der Partei zurückstellte. Nun hoffen viele in der Partei, dass Seehofer es Huber nachtut und seinen Lebenstraum vom CSU-Vorsitz aufgibt. "Es wäre von Seehofer ein starkes Zeichen der Geschlossenheit, wenn er jetzt sagen würde: Ich bin mit Huber einverstanden", sagt ein CSU-Präsidiumsmitglied.

Beckstein mahnt rasche Entscheidung an
Der bayerische Innenminister Günther Beckstein hat eine rasche Entscheidung im Zweikampf um den CSU-Parteivorsitz angemahnt. "Es könnte Sinn machen, wenn durch die Gespräche in den nächsten Tagen eine lange Diskussion und Auseinandersetzung vermieden würde", sagte Beckstein am Freitag im Interview mit Reuters. Die CSU müsse möglichst schnell zu ihrer Geschlossenheit zurückfinden.

Um das Amt des CSU-Parteivorsitzenden bewerben sich Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer sowie der bayerische Wirtschaftsminister Erwin Huber. Dass Seehofer als Minister und Vizeparteichef ein gewichtiges Wort mitzureden und auch ernsthaft in Frage komme, sei klar, sagte Beckstein. "Aber ich könnte mit Huber sehr gut zusammenarbeiten."

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