Die Deutsche Bahn rechnet nach Angaben aus Konzernkreisen in diesem Jahr mit fast einem Drittel weniger Gewinn als 2008. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse das zweite Halbjahr allerdings deutlich besser als das erste laufen und müsse auch das Sparprogramm wirken, sagten mit den Zahlen Vertraute. Ein Ende der Krise spüre das Unternehmen nicht: Die Erlöse seien in diesem Jahr von Monat zu Monat zunehmend geschwunden.
In der internationalen Logistik könnten daher verglichen mit Krisenbeginn bis Jahresende bis zu 6.000 Beschäftigte weniger arbeiten, hieß es. Die Bahn wollte sich nicht zu den Zahlen äußern. Den Angaben zufolge will das Unternehmen 2009 ein Betriebsergebnis von 1,8 Mrd. Euro erreichen. 2008 lag dieses Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) noch bei 2,5 Mrd. Euro. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres wurden allerdings nur 500 Mio. Euro eingefahren.
Beim Umsatz will der Konzern den Angaben aus dem Umfeld der Finanzabteilung zufolge noch 31,8 Mrd. Euro erreichen, rund 1,6 Mrd. Euro weniger als 2008. Allerdings liegt er hier vor allem wegen der Krise von Güterbahn und Logistik (DB Schenker) schon bis Mai um über 700 Mio. Euro hinter dem Plan zurück. Bahn-Chef Rüdiger Grube hat daher bereits angekündigt, allein bei der Güterbahn in diesem Jahr 850 Mio. Euro sparen zu wollen und im Konzern bis 2012 insgesamt zwei Mrd. Euro. Grube ist jetzt 50 Tage im Amt.
Neben der Güterbahn (Schenker Rail), bei der über 6.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit sind, trifft dies mindestens genauso stark die übrige Logistiksparte von Schenker (Flugzeug, Schiff, Lkw). Mit Umsätzen von 4,6 Mrd. Euro bis Mai liegt sie rund 1,5 Mrd. unter Vorjahr und eine halbe Mrd. Euro unter den schon stark gekürzten Planzahlen. Der Vorstand erwäge daher, im Vergleich zu Beginn der Krise auf bis zu fast jeden zehnten Mitarbeiter zu verzichten. Dies treffe vor allem Angestellte im Ausland, hieß es. Anders als die Mitarbeiter im alten Kerngeschäft der Bahn unterliegen sie nicht der Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt.
Frachtsparte als Treiber
Die überzähligen Eisenbahner sollen dagegen im internen Job Service aufgefangen werden, in dem bis nächstes Jahr rund 12.000 Beschäftigte geparkt werden könnten, fast dreimal mehr als derzeit. Die Frachtsparte war 2008 für mehr als die Hälfte der Umsätze verantwortlich und sollte der entscheidende Treiber für den geplanten Börsengang sein.
Als besonders bedenklich für die Planungen der Bahn bezeichnete es ein Manager, dass der Umsatzschwund sich von Monat zu Monat beschleunige. Im Jänner und Februar lagen die Erlöse demnach nur knapp unter der Planung, im Mai kletterte das Minus aber schon auf zehn Prozent.
Anders als die Frachtsparte entwickelte sich der Personenverkehr weiter stabil: In den ersten Monaten waren sogar mehr Menschen mit den Zügen unterwegs als im Vorjahreszeitraum. Dabei brachten vor allem der im Kern aus Steuergeldern finanzierte Nahverkehr sowie die ebenfalls massiv subventionierten Schienennetze und Bahnhöfe Gewinn. Die eigenen Investitionen in die Schienenwege will die Bahn dagegen der Planung zufolge kürzen. Statt einer Mrd. Euro wie 2008 soll für sie in diesem Jahr nur noch die Hälfte an Netto-Investitionen fließen.