Wien-Meidling ist der neue Südbahnhof - zumindest was die Funktion betrifft. Letzterer schließt ab 13. Dezember seine Pforten und wird danach abgerissen, um für den neuen Hauptbahnhof Platz zu machen. Die Station in Meidling wird dagegen bis zur Teilinbetriebnahme des Hauptbahnhofs in drei Jahren zum Fernverkehrsknoten. Aus diesem Grund wurde kräftig investiert und ausgebaut. Zwar ist der Bahnhof Meidling kleiner, es gibt aber auch eine klare Verbesserung für die Reisenden: Im Gegensatz zum Süd- bzw. Ostbahnhof verfügt er über einen U-Bahn-Anschluss.
"Der Umbau des Bahnhofs Meidling ist abgeschlossen", mit diesen Worten hat am Montag (30. November) Andreas Matthä, Vorstandssprecher der ÖBB-Infrastruktur AG, die modernisierte und vergrößerte Station präsentiert. Insgesamt 63 Mio. Euro wurden in den Ausbau investiert. Geschaffen wurde unter anderem ein neues Reisezentrum, auch zusätzliche Geschäfte wurden errichtet - in einer eigens gegrabenen Passage, der 10.000 Tonnen Erde weichen mussten. Die Bahnsteige selbst wurden angehoben, sie alle sind zudem nun auch mit Liften erreichbar.
Der Verkehrsknotenpunkt Meidling/Philadelphiabrücke zählt schon bisher eher zu den größeren: Allein die ÖBB-Station wird täglich von 45.000 Fahrgästen frequentiert, ab 13. Dezember sollen es rund 10.000 mehr sein. Sie allesamt sind mit einer Reihe von Änderungen konfrontiert, wie Werner Kovarik, Vorstandsdirektor der ÖBB-Personenverkehrs AG, betonte. So werden Fernverkehrszüge der Südbahn, die in Meidling bisher einen Stopp eingelegt haben, künftig hier enden bzw. beginnen. Jene der Ostbahn und der Nordbahn (etwa Züge aus Prag), die bisher Meidling nicht anfuhren, werden künftig bis zum neuen Verkehrsknoten weitergeführt.
Regionalzüge der Ostbahn sind von der großen Umstellung kaum betroffen. Für sie wird ein neues Provisorium im Bereich des heutigen Ostbahnhofs errichtet. Relativ wenig ändert sich auch für S-Bahn-Kunden. Der Verkehr über die Stammstrecke bleibt aufrecht. Die Züge werde sogar weiterhin in der Station Südbahnhof halten. Dieser wird zwar ab kommendem Jänner abgerissen, es wurden jedoch neue Aufgänge zum Schweizer Garten geschaffen.
Wenig Standzeit und wenig Parkplätze
Aufgrund der großen Verkehrsdichte werden die Züge nur wenige Minuten in Meidling stehen, wie heute betont wurde. Von der Gewohnheit, vor Abfahrt eines Zuges sich schon längere Zeit vorher einen Platz - im bereits am Bahnhof stehenden Zug - zu suchen, müssen die ÖBB-Kunden Abstand nehmen. Was auch für die Anreise mit dem Auto gilt: Mangels Parkplätzen sollte diese unterlassen werden. Zumindest steht Reisenden, die von ihren Liebsten zum Zug gebracht werden, eine "Kiss&Ride-Anlage" zur Verfügung.
Die Öffis werden auf die neue Rolle Meidlings Rücksicht nehmen, wurde heute versichert. So werden etwa die Intervalle der U-Bahn-Linie U6 verdichtet. Auch der Flughafenbus wird künftig in Meidling stationiert sein. Verkehrsstadtrat Rudolf Schicker (S) ersuchte die Reisenden jedenfalls um Nachsicht bei möglicherweise auftretenden Problemen: "Wenn man einen Bahnhof aus dem System herausnimmt, wird das ein bisserl Brös'l geben." Die baulichen Veränderungen in Meidling werden übrigens nicht mehr rückgängig gemacht. Auch nach der Eröffnung des Hauptbahnhofs wird die Station Meidling weiterhin ein wichtiger Nahverkehrsknoten sein, betonte ÖBB-Vorstandssprecher Peter Klugar.