Guttenberg sieht gute Chancen für Magna-Opel-Deal

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Der deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg gibt sich "alles andere als pessimistisch", dass man bei den Verhandlungen zwischen Magna und GM über die Übernahme von Opel "zu guten Ergebnissen kommen" könnte. Wie Guttenberg nach Angaben einer Aussendung bei der Sommermatinee der Deutschen Handelskammer in Österreich in der Salzburger Residenz sagte, hingen die Chancen von den beiden verhandelnden Unternehmen ab.

"Das ist ein Prozess, an dem die Regierung nicht beteiligt ist." Es gebe ein unverbindliches "memorandum of understanding", aber auf "Unverbindlichkeit kann man die Zukunft nicht aufbauen". In einer Rede im Carabinieri-Saal der Residenz zur "Zukunft der Sozialen Marktwirtschaft" übte Guttenberg deutliche Kritik an Unternehmen, die die Krise als Ausrede dafür benützten, sich zu sanieren und Staatshilfen in Anspruch zu nehmen, obwohl sie schon vor der Krise in Schwierigkeiten waren. Damit habe er aber nicht Opel gemeint, präzisierte Guttenberg anschließend laut der Aussendung der Deutschen Handelskammer, wohl aber Arcandor.

Entschieden wandte sich Guttenberg gegen Steuererhöhungen in Deutschland zum jetzigen Zeitpunkt. Man müsse in der Krise auf Wachstum setzten und "Wachstumskräfte werden nicht durch Steuererhöhungen freigesetzt". Guttenberg benützte den Auftritt in Salzburg, an dem auch der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden und Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (beide S) teilnahmen, um sein Image als entschlossener Marktwirtschaftler zu unterstreichen. Entschieden wandte er sich auch dagegen, die Konjunkturpakete als Dauereinrichtung zu verstehen.

Ausreichend Liquidität

Dank des staatlichen Überbrückungskredits hat Opel derzeit ausreichend Liquidität. "Ich weiß, dass derzeit ein neunstelliger Cash vorhanden ist", sagte der Vorsitzende des Opel-Treuhandbeirates, Fred Irwin, in Frankfurt. Alle Lieferanten seien bezahlt. Zu angeblichen täglichen Millionenverlusten wollte sich Irwin nicht äußern. "Wir als Treuhandbeirat interessieren uns nicht für Gewinn und Verlust, sondern für die Liquidität. Das ist das, was zählt."

Bund und Länder geben Opel einen Überbrückungskredit über 1,5 Mrd. Euro, die erste Tranche von 300 Mio. Euro ist bereits ausgezahlt worden. Mit dem Darlehen konnte Opel aus dem Mutterkonzern General Motors (GM) herausgelöst werden. GM hält seither nur noch 35 Prozent an Opel, den Rest hält eine Treuhandgesellschaft, die den Verkauf der Anteile an einen Investor überwacht.

Opel wolle den zugesagten staatlichen Überbrückungskredit von 1,5 Mrd. Euro nicht vollständig ausschöpfen, hatte das "Handelsblatt" (Montag) unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet. Opel-Finanzchef Marco Molinari habe Opel-Aufsichtsrat auf einer Sitzung am Freitag eine interne Finanzplanung vorgelegt, nach der nur rund 1,2 Mrd. Euro der staatlichen Finanzhilfe in Anspruch genommen werden sollten. Rund 300 Mio. Euro sollten als Sicherheitspolster dienen, falls sich die wirtschaftliche Situation in den kommenden Monaten verschlechtern sollte.

Produktion in St. Petersburg ruht

Wegen der anhaltenden Absatzkrise stoppt der insolvente US-Autobauer General Motors die Produktion in seinem Werk in St. Peterburg für zwei Monate. Wie die Opel-Mutter mitteilte, sollen die Bänder nach sorgfältiger Prüfung der Lage auf dem russischen Automarkt vom 1. Juli bis zum 31. August stillstehen. Russland war bis Ende 2008 auf dem Weg, Deutschland als größten Automarkt Europas abzulösen. Für dieses Jahr wird allerdings mit einem Absatzeinbruch von 60 Prozent gerechnet.

GM beschäftigt 986 Menschen in Russland. Das 300 Mio. Dollar teure Werk in St. Petersburg wurde vergangenen November fertiggestellt. GM will hier bis Ende 2010 die Produktion auf 60.000 Fahrzeuge pro Jahr hochschrauben. Anfang Juni wurde der russischen Sberbank ein Interesse an dem Standort nachgesagt. Russland könnte auch für den Rüsselsheimer Autobauer Opel künftig eine wichtige Rolle spielen. Die Sberbank und der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna haben sich mit der deutschen Regierung auf eine Grundsatzvereinbarung zum Kauf von Opel geeinigt. Die Verhandlungen geraten jedoch immer stärker zu einem Poker. Zuletzt machte der bereits abgeschriebene Fiat-Konzern GM neue Avancen - ohne allerdings ein neues Angebot in Aussicht zu stellen.

Anleger sollten sich nach Meinung der Analysten von Morgan Stanley die Aktien der an Opel interessierten russischen Sberbank ins Depot packen. Sie kürten die Titel zum "Top Pick Emea" und stuften sie hoch auf "Overweight" von "Equal-Weight." Die Relevanz der Sberbank in Russland könne nicht hoch genug bewertet werden, hieß es zur Begründung. Die Finanzausstattung, das Wachstumspotenzial und die Ergebnisstärke vor Abschreibungen machten die Bank zu einer der Besten. Morgan Stanley rechnet damit, dass Finanztitel wie diese überproportional von einer Flucht der Anleger in Qualität profitieren werden. Die Sberbank-Aktien gewannen am Montag im russischen Leitindex MICEX 1,3 Prozent auf 40,27 Rubel (0,918 Euro), in dem in Dollar notierten russischen RTS-Index lagen sie 0,4 Prozent im Minus bei 1,29 Dollar (0,915 Euro).

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