Karmann bekommt Millionen-Auftrag von Volkswagen

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Überraschende Hilfe für den deutschen Autozulieferer Karmann: Ein Millionen-Auftrag von Volkswagen hat dem insolventen Osnabrücker Autobauer die Finanzierung einer Transfergesellschaft für rund 1.600 gekündigte Beschäftigte ermöglicht. In Branchenkreisen wurde ein entsprechender Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung" bestätigt.

VW vergab an Karmann einen Entwicklungsauftrag in zweistelliger Millionenhöhe und zahlte dafür Vorkasse. Sprecher von Karmann, Volkswagen sowie der Gewerkschaft IG Metall wollten keine Stellungnahme dazu abgeben. Ein Sprecher der niedersächsischen Staatskanzlei sagte, die Landesregierung habe seit Beginn des Insolvenzverfahrens "engsten Kontakt" zum Insolvenzverwalter und zu unterschiedlichen Automobilherstellern.

Ziel sei, die Beschäftigung zu sichern, durch Entwicklungs- und Produktionsaufträge und der Finanzierung einer Transfergesellschaft. Er fügte hinzu: "Statt den Karmann-Insolvenzverwalter in Ruhe seine Arbeit machen zu lassen, gefährden einzelne durch Geschwätzigkeit dessen Erfolg und eventuell weitere Ergebnisse." Laut dem Zeitungsbericht gibt es Spekulationen über einen Einstieg von VW bei Karmann. Volkswagen war in den vergangenen Jahrzehnten einer der größten Karmann-Kunden.

Einrichtung einer Transfergesellschaft

Nach wochenlangen Verhandlungen hatte der Gläubigerausschuss der Einrichtung einer Transfergesellschaft bei Karmann zugestimmt. Davon profitieren die Mitarbeiter, denen die Firma wegen der Aufgabe des Fahrzeugbaus am Stammwerk Osnabrück gekündigt hatte, sowie 300 Beschäftigte, die im Zuge des Insolvenzverfahrens ihre Jobs verlieren. Insolvenzverwalter Ottmar Hermann sei es in "letzter Sekunde" gelungen, 15,5 Mio. Euro für die Transfergesellschaft zu sichern, hieß es. Hermann will Karmann mit rund 1.500 Beschäftigten fortführen.

Die betroffenen Mitarbeiter sind für ein halbes Jahr in der Transfergesellschaft, in der sie für den Arbeitsmarkt weiterqualifiziert werden sollen. Die Verhandlungen um die Gesellschaft standen unter einem großen Druck, weil sie zum 1. Juli ihre Arbeit aufnehmen musste. Sonst wären die bereits gekündigten Mitarbeiter ohne weitere Abfederung arbeitslos geworden.

Kritik am Autobauer Daimler

Die IG Metall hatte scharfe Kritik am Autobauer Daimler geäußert. Dieser habe Rechnungen an Karmann nicht bezahlt und damit die Gründung der Transfergesellschaft über lange Zeit blockiert. Das letzte Mercedes CLK-Cabrio war in der vergangenen Woche vom Fließband in Osnabrück gerollt. Damit endete die mehr als einhundertjährige Geschichte des Autobaus in Osnabrück. Karmann will sich in Zukunft auf Cabrio-Verdecke, den Werkzeugbau sowie Elektrofahrzeuge konzentrieren. Dazu gründete das Unternehmen eine neue Gesellschaft, die Karmann E-Mobil GmbH.

Die neue Gesellschaft habe bereits Aufträge. Karmann wolle in eigener Regie Elektrofahrzeuge entwickeln und vermarkten. Die neue Gesellschaft werde unter anderem mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag ausgestattet. Dabei handle es sich um den Wert verschiedener Patentgruppen, die Karmann im Laufe der Zeit entwickelt habe. Laut Zeitungsbericht sollen nach dem geplanten Produktionsstart einer Großserie in zwei Jahren innerhalb von sieben Jahren mindestens 100.000 Fahrzeuge vom Band laufen.

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