Magna verhakt sich im Dickicht der Opel-Interessen

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Kaum hat sich Magna-Co-Chef Siegfried Wolf zu einem Zeitplan für den Abschluss der Gespräche über Opel durchgerungen, schon scheint sich das zu rächen. Dass die Verhandlungen des kanadisch-österreichischen Autozulieferers mit General Motors Mitte Juli wirklich erfolgreich beendet werden können, wird immer unwahrscheinlicher. Zu viele Interessen wollen berücksichtigt werden.

"Es war ein Fehler, dass Wolf den 15. Juli genannt hat", sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person zu Reuters. Auch der deutsche Finanzminister Karl-Theodor zu Guttenberg schränkte ein, dass die Beteiligten noch "Hausaufgaben" zu erledigen hätten, auch wenn er am Termin in der nächsten Woche festhielt.

Selbst wenn sich Wolf mit GM-Chefunterhändler John Smith bis dahin einigt, müssen immer noch das US-Finanzministerium als größter GM-Anteilseigner zustimmen sowie die Bundesregierung und die Opel-Länder, die die Hand auf den milliardenschweren Staatsgarantien haben. Der Opel-Treuhänder, bei dem 65 Prozent an der ehemaligen GM-Tochter liegen, und die "Task Force" der Regierung sind in fast jeden Schritt eingebunden. Doch dann sind da noch die 50.000 Opel-Beschäftigten, die zehn Prozent an der "neuen Opel AG" übernehmen sollen. Und schließlich ist Magna selbst nur Teil eines Konsortiums, zu dem die staatliche russische Sberbank und der Autobauer GAZ gehören.

Dabei sind alle Beteiligten peinlich darauf bedacht, sich nicht den Zorn der Brüsseler Wettbewerbshüter zuzuziehen, indem sie ein Land mit Opel-Standorten bevorzugen. "Wir müssen immer schauen, dass keiner benachteiligt wird und dass sich niemand übergangen fühlt. Deshalb muss jeder im gleichen Tempo in die Entscheidungen eingebunden sein", so ein an den Verhandlungen Beteiligter.

Nun wackelt sogar der Termin für das bereits um eine Woche auf den 14. Juli verschobene Treffen des Magna-Aufsichtsrats. "Ich könnte mir vorstellen, dass die Verträge vielleicht in der Woche vom 20. Juli unterzeichnet werden", hieß es im Umfeld von Opel. Und selbst das ist unsicher, da die russische Regierung noch um den Zugang ihrer angeschlagenen Autobauer zu GM-Technik ringt.

Doch das kann die Chancen von Beijing Automotive (BAIC) wohl auch nicht verbessern. Der hoffnungsvolle chinesische Bieter sei in Berlin "sehr kühl" empfangen worden, als er in letzter Minute sein Opel-Gebot auf den Tisch legte, sagte ein Insider. Und dass die Stadt Peking als Eigentümer von BAIC rechtzeitig - also bis November - von der Zentralregierung grünes Licht für einen Einstieg bei Opel bekäme, gilt als fraglich.

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