Merkel zeigt GM die kalte Schulter

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General Motors kann sich vorerst keine Hoffnung auf eine weitreichende Unterstützung der deutschen Regierung zur Sanierung von Opel machen. Der US-Konzern müsse zum Umbau seiner Europa-Tochter selbst tief in die Tasche greifen, sagte Kanzlerin Angela Merkel.

"Gelingen kann diese Lösung nur, wenn General Motors den Hauptanteil der Restrukturierung mit eigenen Mitteln trägt." GM müsse sich um seine europäischen Standorte ebenso kümmern wie um sein US-Geschäft. Gleichzeitig stellte Merkel dem Autobauer Staatshilfen für Opel nicht ganz in Abrede. Bundes- und Landesregierungen würden alles Mögliche tun, um die insgesamt vier deutschen Opel-Standorte zu sichern, sagte sie.

GM will in ganz Europa rund 3 Mrd. Euro an Staatshilfen beantragen, um die Sanierung von Opel unter dem eigenen Dach zu finanzieren. Bisher gibt es dafür keine verbindlichen Zusagen. Um die Wogen nach dem überraschenden Platzen des Opel-Verkaufs an Magna bei Politik und Belegschaft zu glätten, ist GM-Chef Fritz Henderson derzeit auf Versöhnungstour in Deutschland.

Betriebsratschef wartet auf Finanzkonzept

Opel-Betriebsratschef Klaus Franz gab sich nach einem Treffen mit Henderson am 10. November zurückhaltend. Zunächst wolle er Einsicht in einen umfassenden Plan für Opel mit einem soliden Finanzkonzept bis 2014.

Erst danach würden die Arbeitnehmervertreter entscheiden, ob es weitere Gespräche oder Verhandlungen über Zugeständnisse der Belegschaft zur Sanierung von Opel gebe, machte Franz klar. Zunächst hatten die Arbeitnehmer aus Protest gegen die überraschende Kehrtwende von GM die Auszahlung von bisher nicht bezahlten Löhnen gefordert.

GM will bei Opel in Europa jeden fünften Arbeitsplatz streichen und voraussichtlich das Astra-Werk im belgischen Antwerpen schließen. Am 9.11. traf Henderson bereits mit dem hessischen Ministerpräsident Roland Koch zusammen. Details des Gesprächs waren zunächst nicht bekannt.

Die Kehrtwende von GM im Gerangel über die Zukunft des Rüsselsheimer Autobauers hatte auch das Opel-Management vor den Kopf gestoßen und zum Rücktritt von GM-Europe-Chef Carl-Peter Forster geführt, der lange als designierter Opel-Euorpa-Chef galt. Nun werde vorübergehend der GM-Manager Nick Reilly das Europageschäft leiten bis ein externer Nachfolger gefunden sei. Die Suche habe bereits begonnen, teilte GM mit.

Deutscher Brückenkredit wird abbezahlt

GM hatte vergangene Woche den Opel-Verkauf an ein Konsortium um Magna und Sberbank überraschend abgesagt. Um wieder in den vollen Besitz der Opel-Anteile zu kommen, bezahlt der US-Autobauer den deutschen Brückenkredit sukzessive ab. Am 10.11. hatte GM weitere 200 Mio. Euro an Bundes- und Landesregierungen überwiesen. Die noch ausstehenden 600 Mio. Euro will der Konzern noch vor Ende November zurückzahlen.

Derzeit werden 65 % der Opel-Anteile von einer Treuhand verwaltet, die den Verkaufsprozess begleiten und den bis zu 1,5 Mrd. Euro schweren Brückenkredit überwachen sollte. Dieser hatte Opel Anfang Juni vor der drohenden Insolvenz bewahrt.

Die überraschende Kehrtwende von GM bei Opel hatte auch in Russland hohe Wellen geschlagen. Sberbank-Chef German Gref behielt sich nach dem Platzen des Verkaufs rechtliche Schritte gegen GM vor. Zwar sei es Ziel der Bank, den Gang vor die Gerichte zu vermeiden. Die Sberbank sei aber dennoch auf eine rechtliche Auseinandersetzung vorbereitet.

Laut Magna-Chef Sigi Wolf hat das Konsortium rund 100 Mio. Euro zur Vorbereitung der Opel-Übernahme ausgegeben. Darunter fallen Beratungskosten sowie viele Stunden an geleisteter Arbeitszeit. Magna plant jedoch nicht das Geld von GM zurückzufordern.

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