ÖBB-Kriterienkatalog für Streckenschließungen

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Nach dem jüngsten ÖBB-Aufsichtsrat hieß es noch, es gebe keine konkreten Pläne für Streckenstilllegungen. Doch die Realität sieht laut "Kurier" anders aus. Demnach hat die Bahn in einem Kriterienkatalog festgehalten, wo die "Untergrenze für Systemadäquanz im Personenverkehr" liegt - auf Deutsch: Wo sich der Schienenverkehr noch rechnet und wo auf Bus umgestellt werden soll. Dieses Papier dient der Bahn als Grundlage für die Verhandlungen mit Ländern und Gemeinden, die den Nahverkehr bestellen und bezahlen.

Nach dem Konzept muss eine Bahnstrecke etwa eine Durchschnittsgeschwindigkeit von zumindest 60 km/h ermöglichen; ein K.-O.-Kriterium für Strecken mit vielen Stationen oder Bahnübergängen. Des Weiteren muss die Streckenkapazität zur Hälfte ausgeschöpft werden: Das sind auf eingleisigen Strecken etwa 40 Fahrten pro Tag, also etwa ein Stundentakt mit Verstärkungsfahrten in der Stoßzeit, heißt es in dem Zeitungsbericht.

Aber auch bei diesem dichten Takt müssen mindestens vier von zehn Sitzplätzen besetzt sein - wobei der Zug nicht weniger als 120 Sitzplätze haben darf. "Wenn das die Kriterien sind, können wir das ganze W-Netz zusperren", sagt ein involvierter Eisenbahner. Darunter wären viele eben sanierte Strecken: Etwa jene von Neusiedl am See nach Wulkaprodersdorf, die derzeit um 40 Mio. Euro ausgebaut wird. Außerdem die Strecke Deutschkreutz-Neckenmarkt, deren Ausbau mit fünf Millionen im Rahmenplan steht, die Kamptalbahn, nach dem Hochwasser 2002 mit Millionenaufwand wiedererrichtet, oder die Verbindung Spielfeld-Straß-Bad Radkersburg, die eben erst aufwendig ins Grazer S-Bahn-Netz integriert wurde. "Damit wird der Schienenverkehr ein Scherbenhaufen", sagte Grünen-Verkehrssprecherin Gabriela Moser. "Der Bund hat die Infrastruktur zu erhalten."

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