Trotz Absatzrekorden in China und neuer Modelle will der Autobauer Daimler einen Großteil der Belegschaft auch im vierten Quartal dieses Jahres in Kurzarbeit schicken. Damit schwindet die Hoffnung auf eine durchgreifende Trendwende bei den seit gut einem Jahr rapide schrumpfenden Verkaufszahlen.
Eine Daimler-Sprecherin sagte in Stuttgart, für die meisten Pkw-Werke in Deutschland sei vorsorglich Kurzarbeit angemeldet worden. Für das Pkw-Werk Bremen seien dies bereits fest bis Jahresende vereinbart worden. Auch in den Lkw-Werken müssen sich die Beschäftigten auf weitere Lohneinbußen infolge der geplanten Verlängerung der Kurzarbeit bis mindestens Ende Dezember einstellen. Zuletzt arbeiteten 41.000 der rund 160.000 Daimler-Beschäftigten in den deutschen Pkw-, Lkw- und Komponentenwerken kurz, da die Nachfrage nach neuen Fahrzeugen aus dem Hause Daimler weltweit rapide in den Keller gegangen ist.
Zwischen Jänner und Juli verkaufte Daimler weltweit mit 773.200 Pkw der Markengruppe Mercedes-Benz 17,5 Prozent weniger Fahrzeuge als im Vorjahr. Absatzzuwächse verzeichnet Daimler bei Pkw derzeit nur in China. Mit den dort bis Ende Juli verkauften 33.200 Pkw kann Daimler aber die scharfen Absatzrückgänge auf den wichtigen Märkten Deutschland und USA nicht ausgleichen. Noch drastischer fallen die Einbußen bei Nutzfahrzeugen aus: Zwischen Jänner und Juni verkaufte Daimler rund um den Globus nur knapp 120.000 Lkw, 48 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Porsche stoppt Bänder
Auch Porsche kündigte an, bis Jahresende die Produktion im Stuttgarter Stammwerk zu kürzen und die Bänder an 18 Tagen anzuhalten. Dadurch werden 2.500 Autos weniger gebaut.
Daimler hatte zu Jahresbeginn erstmals seit 15 Jahren wieder zu Kurzarbeit gegriffen und 68.000 Beschäftigten kürzere Arbeitszeiten verordnet. Den nicht von Kurzarbeit betroffen Beschäftigten verordnete der rote Zahlen schreibende Konzern eine Reduzierung ihrer Arbeitszeit um 8,75 Prozent mit entsprechenden Lohneinbußen. Dadurch kann Daimler die Personalkosten deutlich drücken. Vor Kündigungen sind die Beschäftigten mindestens bis Mitte nächsten Jahres geschützt, für die meisten gilt dieser Schutz sogar bis Ende 2011.
Konzernbetriebsratschef Erich Klemm hatte sich zuletzt dennoch Sorgen um die Arbeitsplätze. Daimler sei von der Krise "besonders hart getroffen", hatte Klemm Ende Juli konstatiert, obwohl sich das neue Oberklasse-Modell E-Klasse "wacker" schlage. Auch das Flagschiff S-Klasse ist überholt worden und erstmals mit einem verbrauchsarmen Hybrid-Antrieb erhältlich. Gegenüber dem Erzrivalen BMW fiel Daimler dennoch zuletzt auf dem deutschen Markt zurück. Die Münchener setzen die Kurzarbeit wie geplant im September und Oktober in einem Werk aus. Für die nachfolgenden Monate gibt es noch keine Regelung, wie eine Sprecherin am Donnerstag sagte. Insgesamt sind bei BMW derzeit 1.750 Beschäftigte in Kurzarbeit.
Im Gegensatz zu Klein- und Kompaktwagenherstellern wie Volkswagen oder Opel profitierte Daimler nur minimal von der deutschen Abwrackprämie. Der inzwischen aufgebrauchte Fördertopf katapultierte lediglich den Verkauf von Kleinwagen hoch, von denen Daimler nur wenige im Programm hat. VW hat bisher keine Pläne zur Ausweitung der Kurzarbeit.
Zetsche sieht Andauern der Krise
Die weltweite Absatzkrise bei den Autokonzernen wird nach Ansicht von Daimler-Chef Dieter Zetsche 2010 weiter andauern. "Die Krise wird nächstes Jahr noch nicht überwunden sein", sagte er der "Bild"-Zeitung. Jedoch werde Daimler 2010 "besser abschneiden als in diesem Jahr".
Trotz der schwierigen Lage plane der Konzern derzeit keine Stellenstreichungen. "Wir haben uns an die schwachen Märkte gerade auch dank Kurzarbeit gut anpassen können, planen derzeit kein Personalabbau-Programm", so Zetsche weiter. Obwohl der Konzern in diesem Jahr deutlich mehr als die geplanten vier Milliarden Euro einsparen werde, dürfe man in den Anstrengungen weiter Kosten zu sparen und Ausgabe zu senken nicht nachlassen.