Wiener Grüne für Ausbau von autofreien Siedlungen

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Vor zehn Jahren ist die autofreie Mustersiedlung in Floridsdorf in Betrieb gegangen - und in den Augen von Grünen-Mandatar und Mitinitiator Christoph Chorherr ein voller Erfolg. Darin sieht er sich durch eine aktuelle Studie bestätigt: "Selbst die kühnsten Erwartungen wurden übertroffen." So liege etwa der Anteil der Radnutzer zehnmal höher als im Wiener Durchschnitt. Chorherrs Schlussfolgerung: "Dieses Modell gehört jetzt breit ausgebaut."

Er denke hier an Areale wie das Nordbahn- oder das Nordwestbahngelände. Leider werde die nun vorliegende und von der Stadt selbst in Auftrag gegebene Studie aber nicht aktiv von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (S) beworben, damit man das Konzept nicht breit umzusetzen müsse, bedauerte Chorherr. Dabei könne er hier der Stadt wirklich einmal für ein tolles Vorhaben auf die Schulter klopfen.

Bei dem Modellversuch, der 1999 gestartet wurde, mussten sich die Mieter bei Vertragsabschluss schriftlich dazu verpflichten, auf den Besitz eines eigenen Autos zu verzichten. Stattdessen sollte ihre Mobilität durch eine Car-Sharing-Station, Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel sichergestellt werden. Für das Projekt wurde sogar das Garagengesetz geändert, damit es ohne die ansonsten verpflichtenden Stellplätze gebaut werden konnte. Die dadurch eingesparten 1,5 Mio. Euro wurden - den Wünschen der Bewohner entsprechend - für Gemeinschaftsräume, Spielplätze und ökologische Gestaltung eingesetzt.

"Sensationelle" Ergebnisse

Für Chorherr ist nun klar: "Ich halte das Ergebnis der Studie für sensationell." Nur drei Prozent der befragten Bewohner würden ein Auto nutzen und die Wohnzufriedenheit liege extrem hoch. Durch die zahlreichen Gemeinschaftsräume auch für Kinder habe sich eine neue Form des nachbarschaftlichen Zusammenlebens entwickelt.

Und dabei sei das Konzept selbst in der Floridsdorfer Nordmanngasse ein Erfolg, wo es etwa keinen U-Bahn-Anschluss gebe: "Es ist kein 1A-Standort." Wenn die Idee mithin dort funktioniere, funktioniere sie überall. Dabei könne man bei künftigen Projekten etwa bei der Frage der Stellplätze - beim jetzigen Projekt sind es lediglich zehn Prozent der eigentlich vorgeschriebenen Plätze - flexibler umgehen.

Auch Wohnbaustadtrat Ludwig lobte am Donnerstag das Projekt. Hieran zeige sich, welchen Stellenwert Innovation im Wiener Wohnbau habe. Man habe aus dem Projekt autofreie Siedlung viel gelernt, etwa im Rahmen der Mietermitbestimmung, was man nun verstärkt zur Anwendung bringen wolle. Und mit der Bike-City I und Bike-City II gebe es bereits ähnliche Nachfolgeprojekte, so Ludwig in einer Aussendung.

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