Die Oesterreichische Notenbank (OeNB) hat im Geschäftsjahr 2022 Veranlagungsverluste in Höhe von rund 1,9 Mrd. Euro geschrieben. Deshalb fällt die Dividende für den Staat heuer aus.
Grund für den hohen Verlust der heimischen Notenbank waren die negativen Kursentwicklungen an den Märkten sowie die Wende der Europäischen Zentralbank (EZB) in der Zinspolitik. Die von der OeNB gemäß der EZB-Linie massiv gekauften Anleihen verloren an Wert. Und die OeNB musste mehr Zinsen für Banken-Einlagen zahlen.
Erstmals negatives Netto-Zinsergebnis
2022 ergab sich aus den Einlagen von Kreditinstituten bei der OeNB ein Zinsaufwand von 429 Mio. Euro, während aus Wertpapieren für geldpolitische Zwecke lediglich ein Zinsertrag von 209 Mio. Euro erzielt werden konnte. In Folge schrieb die OeNB erstmals ein negatives Nettozinsergebnis von 289 Mio. Euro.
Schwarze Null
Dank Auflösung einer Risikorückstellung steht unterm Strich noch ein Geschäftsergebnis von null.
Für den Bund gibt es daher heuer keine Ausschüttung von Gewinnanteilen - was auch in den kommenden Jahren so bleiben dürfte. Für das Geschäftsjahr 2021 hatte die OeNB noch 57 Mio. Euro plus 24 Mio. Euro in Form von Körperschaftssteuer (KöSt) an den Bund abgetreten.
Mit der Schwarzen Null für das Jahr 2022 ist das OeNB-Direktorium zwar nicht glücklich, die Anlagestrategie wurde dennoch verteidigt. Die OeNB veranlage sehr langfristig, man könne sich aber den allgemeinen Trends an den Märkten auch nicht entziehen, sagte OeNB-Direktor Thomas Steiner.
Mehr Aktien im Anlage-Portfolio
Im vergangenen Jahr hielt die OeNB 8 Prozent bzw. rund 2,9 Mrd. Euro in Aktien. Im Vorjahr waren es laut Steiner 9 Prozent, 2020 waren es nur 4 Prozent. 2021 sei in der OeNB die Entscheidung gefallen den "Anlagehorizont zu erweitern" und Aktien stärker in der Strategie zu berücksichtigen, so Steiner.
Weitere vier Prozent (1,6 Mrd.) der Reserven hielt die OeNB 2022 in Unternehmensanleihen. 49 Prozent machten Staatsanleihen und staatsnahe Anleihen mit 19 Mrd. Euro aus. Der Rest - 15,4 Mrd. oder 39 Prozent der Reserven - hielt die Nationalbank in Gold.
Bei den Reserven habe man im Vorjahr rund 9 Prozent Verlust geschrieben. Diese verteilten sich zu 6 Prozent auf Staatsanleihen, zu zwei Prozent auf Aktien und zu einem Prozent auf Unternehmensanleihen. "In einem Jahr wo alle Asset-Klassen schlecht laufen, ist es einfach zu sagen man hätte das nicht machen müssen", so Steiner. Man könne sich aber nicht "aus der Welt stehlen", es brauche immer alternative Anlagen.
SPÖ: "Spekulation mit Steuergeldern"
Die SPÖ warf der Nationalbank Spekulation mit Steuergeldern vor und machte dafür unter anderem die veränderte Veranlagungsstrategie unter Steiner, der 2019 auf einem ÖVP-Ticket ins Direktorium der OeNB eingezogen war, verantwortlich. Sie verlangt außerdem eine Prüfung der Eigenveranlagung der vergangenen Jahre durch den Rechnungshof. Darauf freue er sich, so Steiner: Man werde im Rahmen dessen die Argumente der OeNB darlegen. Die Optik im zeitlichen Zusammenhang mit der Umstellung der Veranlagungsstrategie und dem extrem schlechten Börsenjahr 2022 sei aber "unglücklich", so Steiner.