Erstes Halbjahr

BAWAG-Gewinn bis Juni gesunken

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2011 soll der Nettogewinn des Vorjahrs dennoch übertroffen werden.

Für die Banken und damit auch die BAWAG wird das zweite Halbjahr 2011 schwieriger als das erste. Davon geht die BAWAG-Spitze unter ihrem Chef Byron Haynes aus. "Der Gegenwind ist viel stärker geworden", sagte Finanzvorstand Andreas Arndt. Trotzdem will die Bank heuer mehr Nettogewinn ausweisen als 2010 (121,8 Mio. Euro). Bis Juni 2011 gab es jedenfalls deutlich weniger Kreditausfälle als voriges Jahr.

20,4 Mio Bankensteuer
Einen guten Teil des Ergebnisses führt die Bank an den Staat ab: 2011 hat sie 20,4 Mio. Euro an Bankensteuer zu zahlen. Für die 2009 eingeschossene Staatshilfe (550 Mio. Euro Partizipationskapital) kassiert die Republik auch für heuer den Jahreskupon von 51,2 Mio. Euro.

Bankchef Haynes hat derzeit keine Absicht, das staatliche PS-Kapital vorzeitig zu tilgen. Und der US-Aktionär Cerberus, der fünf Jahre nach der Übernahme der einstigen Gewerkschaftsbank erstmals 2012 aussteigen könnte, "wird uns weiter begleiten".

Nach dem Verkauf der Schuhhandelskette Stiefelkönig gibt es laut Arndt - zusätzlich zum angekündigten Verkauf der 10-Prozent-Beteiligung an der ungarischen Bank MKB - "noch die eine oder andere Beteiligung, die wir auf den Markt bringen". Details nannte er nicht. Die Frage, ob der Stiefelkönig-Verkauf einen Buchgewinn bringt, wurde bloß indirekt beantwortet. "Sie sehen, dass ich lächle." Ein Schuhhandelsunternehmen sei in der Schuhbranche jedenfalls besser untergebracht als bei einer Bank.

Stresstest locker bestanden
2010 hatte die Bank zum ersten Mal seit vier Jahren die roten Zahlen verlassen. Den jüngsten nationalen Stresstest der Nationalbank, der heuer im Frühjahr zur gleichen Zeit wie der große europäische Bankenstresstest lief, habe die BAWAG "locker" bestanden, sagte Haynes.

 "Wir haben in den ersten sechs Monaten unser Kapital und unsere Liquiditätsposition gestärkt." Letztere bezifferte die Bank mit 5,8 Mrd. Euro, eine halbe Milliarde mehr als 2010. Die BAWAG sei deshalb auch nicht unter jenen, die derzeit wieder die EZB anzapften. Und sie müsse sich nicht am Kapitalmarkt refinanzieren.

Haynes bezifferte die Kernkapitalquote (Tier 1, Gesamtrisiko) per Ende Juni mit 9,5 Prozent. Vor einem Jahr waren es 8 Prozent. Die harte Kernkapitalquote nach künftiger enger Basel-III-Definition liege über 6 Prozent.

Kreditrisikokosten gesunken
Die Kreditrisikokosten sind bis Juni von 110 Mio. Euro um 28,5 Prozent auf 78,9 Mio. Euro gesunken. "Wir machen nicht weniger Kreditgeschäft, wir sind nur kritischer", sagte Arndt. Auf strukturierte Papiere musste bis Juni nichts mehr abgeschrieben werden.

Während der Nettozinsertrag um 4,2 Prozent stieg und der Provisionsüberschuss um knapp 6 Prozent zulegte, brach das Handelsergebnis um 55 Prozent ein. Der Verwaltungsaufwand wuchs leicht. Der operative Gewinn war mit 170,3 Mio. Euro um 23,5 Prozent niedriger. Beim Nettogewinn weist die Bank bis Juni einen Rückgang um 18,9 Prozent auf 78,5 Mio. Euro aus.

Die Bilanzsumme stieg im Halbjahr um 3,8 Prozent auf 40 Mrd. Euro, im Jahresabstand gab es aber einen Rückgang. Bis 2012 will die Bank mit der Post zusammen 520 Filialen haben. Gut 130 Filialen des neuen Typs seien mittlerweile umgebaut. Bis Ende 2011 sollen es 100 umgebaute Filialen in den Städten und 250 am Land sein.

Weniger Mitarbeiter
Die Mitarbeiterzahl in der Gruppe ist seit Ende 2010 um 420 auf 4.394 gesunken. Rund 300 davon fielen durch den ersten Teil des Stiefelkönig-Verkaufs (v.a. Delka) weg, der Rest über natürlichen Abgang. Beim Mehrjahresplan, bis 2013 netto rund 500 Mitarbeiter im Bankbusiness einzusparen, sei man zu zwei Drittel durch, so der Finanzvorstand.

Die Enthaftung des einstigen BAWAG-Chefs Helmut Elsner kommentiert der amtierende Bank-CEO nicht. Nur soviel: "Wir können nicht zurückschauen, das ist Geschichte."

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