Allianz mit Kaufhof

Benko vor Mega-Fusion in Deutschland

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Kika/Leiner-Käufer schlägt jetzt in Deutschland bei Kaufhof zu.

Nach dem  Thriller um Kika/Leiner  will René Benko endgültig Europas Shopping-Tycoon werden. Immer wieder hatte der Tiroler eine milliardenschwere Übernahme der deutschen Kaufhof-Kette versucht, immer war er gescheitert. Jetzt dürfte es mit einem Zusammenschluss von Benkos Kaufhaus-Riesen Karstadt mit dem Konkurrenten aber klappen, die Eckpunkte einer Fusion stehen: René Benko soll etwas mehr als die Hälfte der Anteile am neuen Shopping-Riesen Karstadt-Kaufhof bekommen und die operativen Geschäfte führen. Laut Wall Street Journal zahlt Benko zudem 1,1 Mrd. Euro an den Kaufhof-Eigentümer HBC.

Nur wenige Schließungen

In den Verhandlungen über eine Fusion von Karstadt und Kaufhof stehen nur wenige Filialen zur Disposition. "Drei bis fünf Standorte würden bei einem Zusammengehen vermutlich geschlossen", sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person der Deutschen Presse-Agentur. Beide Eigentümer seien daran interessiert, so viele Kaufhäuser wie möglich zu erhalten und profitabel zu machen.

Kaufhof betreibt in Deutschland derzeit 96 Warenhäuser, Karstadt 82. Kaufhof wollte die Informationen am Donnerstag nicht kommentieren, Karstadt war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Benko will Kosten senken

Bei einem Zusammenschluss erwarten die Beteiligten, die Kosten in der Verwaltung und im Einkauf drücken zu können. Allein durch die größeren Mengen, die ein fusionierter Konzern beziehen würde, wären höhere Rabatte möglich. Durch eine Vereinheitlichung des Sortiments entstünde zudem eine größere Macht für die Einkäufer. Gibt es beispielsweise für ein Produkt bisher unterschiedliche Lieferanten für die beiden Warenhaus-Betreiber, werden sich diese eventuell einen Preiskampf liefern, um nicht aus dem Regal zu fliegen - so zumindest die Hoffnung bei Karstadt und Kaufhof

Große Befürchtungen

In der Karstadt-Zentrale in Essen lösten die Fusionsabsichten schon große Befürchtungen aus. "Viele Kollegen sind empört und die Verunsicherung ist sehr groß", wird Arno Leder, der Betriebsratschef der Essener Hauptverwaltung, am Donnerstag in der "Westfalenpost" (online) zitiert. "Wir fordern die Unternehmensleitung dazu auf, ein klares Bekenntnis zum Standort Essen abzugeben." Heute hat sich der Betriebsrat in der Karstadt-Zentrale bereits zu einer außerordentlichen Sitzung getroffen. An dem traditionsreichen Standort in Essen-Bredeney arbeiten knapp 1.000 Beschäftigte für die Karstadt-Kette.

Auch der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) ist alarmiert. "Karstadt gehört zu Essen. Daher alarmieren uns Meldungen, die Karstadt-Hauptverwaltung würde möglicherweise verlegt. Das wäre eine Zäsur", sagte Kufen. Karstadt sei ein Essener Traditionsunternehmen. Bereits seit den 1950er-Jahren sei Karstadt mit Teilen der Hauptverwaltung in Essen. Vor einigen Monaten hatte es bei Karstadt bereits Erwägungen zu einem Wegzug aus Essen gegeben.

Frühere Angebote abgeschmettert

HBC hatte Kaufhof im Oktober 2015 übernommen. Doch die Kette mit ihren aktuell 96 Warenhäusern und rund 18.000 Beschäftigten in Deutschland kommt seitdem nicht in Schwung. Die kanadischen Kaufhof-Eigentümer hatten Rene Benkos Angebote in der Vergangenheit abgeschmettert - zuletzt im vergangenen Februar. Die damals von Benko gebotenen rund 3 Mrd. Euro lägen deutlich unter dem Wert von Kaufhof und der damit verbundenen Immobilien-Werte, hatte HBC damals noch erklärt. Nun hat sich die Lage aber geändert - Kaufhof leidet unter laufenden Verlusten und auch HBC steht in seinem nordamerikanischen Heimatmarkt unter Druck. Gespräche über einen dringend benötigten Sanierungstarifvertrag bei Kaufhof liegen zudem auf Eis. Verdi-Verhandlungsleiter Franke will sie erst fortsetzen, wenn Klarheit über die Zukunft der Kette herrscht. Damit laufen Kaufhof die Kosten weiter davon, Karstadt-Eigner Benko spielt dies in die Karten. Karstadt gehört seit 2014 dem Tiroler Immobilienunternehmer.

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