Deutschlands Lokführer bauen mit Blick auf die im Sommer anstehende Tarifrunde mit der Bahn eine Drohkulisse auf. Für ihr Ziel eines einheitlichen Flächentarifvertrages werde die Gewerkschaft "notfalls auch in einen Arbeitskampf ziehen", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, der "Wirtschaftswoche".
Gegenüber der dpa kündigte der GDL-Chef am Samstag für die nächsten Wochen und Monate weitere Streikaktionen bei Privatbahnen an, bei denen Tarifverträge schon gekündigt seien. Die Friedenspflicht bei der Deutschen Bahn AG laufe erst Ende Juli aus.
Die Gewerkschaft will in der Tarifrunde im Sommer erstmals einen einheitlichen Flächentarifvertrag anstreben, der sowohl für das Fahrpersonal der Deutschen Bahn AG als auch der Privatbahnen gilt. Nach Angaben von Weselsky vom Samstag geht es insgesamt um 25.000 Lokführer, die meisten (22.500) bei der Deutschen Bahn AG.
Zu den möglichen Lohnforderungen sagte Weselsky der "Wirtschaftswoche": "Das Lohnniveau bei Privatbahnen liegt bis zu 30 Prozent unter dem Niveau der Bahn AG, da werden wir streckenweise zweistellige Forderungen erheben." Der dpa sagte der GDL-Chef: "Für uns ist Wettbewerb kein Teufelszeug, aber der hat nicht auf Kosten des Lohnniveaus stattzufinden."
Im Sommer 2008 hatte die relativ kleine GDL über Monate mit Streiks den Güter- und Personenverkehr auf der Schiene stark behindert. Letztlich gelang es der Gewerkschaft, einen eigenständigen Tarifvertrag für Lokführer durchzusetzen.