Mit einem rigiden Sparkurs und einem Verzicht auf Rabattschlachten hat sich der weltweit zweitgrößte Computerhersteller Dell zuletzt unerwartet gut in der Krise geschlagen. Zum Entzücken der Anleger blickte der Konzern bei der Vorlage seiner Bilanzzahlen zudem optimistisch in die Zukunft: Er geht im zweiten Halbjahr von höheren Umsätzen aus und rechnet im kommenden Jahr mit einer steigenden Nachfrage bei Firmenkunden. Die Aktie reagierte mit einem Freudensprung von insgesamt fast 15 Prozent.
Dell wurde zunächst heftiger und früher als andere große IT-Firmen von der Krise erwischt: Viele Unternehmen bliesen Investitionen in ihre Computersysteme ab, was Dell sofort schmerzhaft zu spüren bekam. Der Konzern reagierte darauf mit Stellenstreichungen und kappte Kosten in Milliardenhöhe. Die Nummer zwei des Weltmarktes hinter Hewlett-Packard ist jedoch überzeugt, dass mit der einsetzenden Erholung viele Firmenkunden nun im kommenden Jahr nicht mehr umhinkommen, ältere Computer zu ersetzen.
Dazu dürfte auch das anstehende neue Microsoft-Betriebssystem Windows 7 beitragen. "Es wird zwar nicht alles im ersten oder zweiten Monat des neuen Jahres kommen, aber im Laufe des Jahres wird es einen großen Erneuerungs-Zyklus geben", prognostizierte Konzernchef Michael Dell.
Unter dem Strich verdiente Dell im zweiten Vierteljahr zwar mit 472 Mio. Dollar (329 Mio. Euro) etwa ein Viertel weniger als vor einem Jahr, der Umsatz brach um 22 Prozent auf 12,8 Mrd. Dollar ein. Branchenexperten hatten sich jedoch auf eine deutlich kräftigere Eintrübung der Geschäfte gefasst gemacht. "Die Zahlen waren durch die Bank stark", lobte Collins-Steward-Analyst Ashok Kumar. "Sie mussten sich mit einer schwachen Nachfrage und mit Preisdruck auseinandersetzen - und es scheint, dass die Firma diese beiden gegensätzlichen Strömungen ziemlich gut durchschifft hat."
Dem Branchendritten Acer war es zuletzt nicht so gut ergangen: Bei den Taiwanern hatten die billigen Mini-Laptops für das Internet - sogenannte Netbooks - im zweiten Quartal an den Gewinnspannen gezehrt. Deshalb verdiente der Konzern netto lediglich umgerechnet 50 Mio. Euro, obwohl der Umsatz nur um fünf Prozent auf 2,3 Mrd. Euro zurückgegangen war. Auch der weltgrößte PC-Hersteller Hewlett-Packard (HP) hatte in der vergangenen Woche Rückgänge bei Umsatz und Gewinn vermeldet. HP ist jedoch breiter aufgestellt und das gut laufende Dienstleistungsgeschäft federte die Einbußen bei Computern und Druckern ab.