Euro-Krise

Dramatisches Ringen um Zypern-Rettung

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In den kommenden Stunden wird Schicksal in Brüssel entschieden.

Das Krisentreffen der Eurogruppe zu Zypern begann Sonntag abend mit mehr als vierstündiger Verspätung. Kurz darauf wurde die Sitzung schon wieder unterbrochen.

Der zypriotische Staatspräsident Nikos Anastasiades habe sich zu neuerlichen Gesprächen auf höchster Ebene mit den Chefs von EU-Ratspräsidentschaft, Kommission, EZB und IWF zurückgezogen.

Zuvor hatte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem die Finanzminister der Währungsunion über die Situation informiert. Ob ein konkreter neuer Vorschlag der zypriotischen Seite vorliegt, war vorerst nicht bekannt.

Österreichs Finanzministerin Maria Fekter (V) sah vor Beginn der Krisenberatungen die "Gesamtsituation als ausgesprochen ernst". Auf die Frage, ob sie ausschließen könne, dass Zypern am Ende der Verhandlungen nicht mehr Mitglied der Eurozone sein könnte, sagte Fekter Sonntagabend in Brüssel: "Es sind alle sehr bemüht, den Zyprioten zu helfen, den Staat vor der Pleite zu retten und alle sind willens, dass sie in der Eurozone bleiben".

Nach Angaben aus EU-Ratskreisen steigt die Befürchtung, dass bei hinhaltender Taktik und Pokern seitens Zyperns die Gefahr eines unkontrollierten Bankrotts des südlichen Eurolandes steigt. Sollte keine Lösung gefunden werden und die EZB ihre Drohung, ab Montag Mitternacht keine Notkredite mehr zu geben, wahr werden, würde dies Zyperns Banken nicht nur ins Mark treffen, sondern handlungsunfähig oder besser gesagt zahlungsunfähig machen. An den Bankomaten mancher Großbanken, die dann keine EZB-Notgelder mehr erhalten, würde es keine Geldausgabe mehr geben. Derartige Folgen wären derart unabsehbar.

Zur geplanten Höhe der Zwangsabgabe auf Bankkonten machten immer wieder neue Gerüchte die Runde. Die Zeitung "Kathimerini" berichtete, die Abgabe auf Einlagen bei der Bank of Cyprus werde zwischen 18 und 22 Prozent betragen. Für alle anderen Banken könnte eine Zwangsabgabe in Höhe von vier Prozent auf Guthaben über 100.000 Euro kommen.

Die Eurogruppe hatte bereits vor einer guten Woche einen Rettungsplan beschlossen, der jedoch wenige Tage später im zypriotischen Parlament scheiterte. Das lag vor allem daran, dass auch Konten von unter 100.000 Euro mit der Zwangsabgabe belastet werden sollten. Dagegen waren auch zahlreiche europäische Politiker Sturm gelaufen. An den Bankomaten der zwei größten Banken Zyperns können seit Sonntagmittag nur mehr 100 Euro pro Tag abgehoben werden.

Vor der EU-Vertretung in Nikosia protestierten am Abend hunderte Demonstranten.


 

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