Ermittlungen

Druck auf Goldman Sachs immer größer

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Die britische Finanzaufsicht hat am Dienstag Ermittlungen gegen Goldman Sachs International eingeleitet, eine in London ansässige Tochter der US-Investmentbank. Die Behörde folgte damit einer Klage wegen Betrugs in den USA.

Der in den Fall verwickelte Goldman-Sachs-Mitarbeiter Fabrice Tourre legte unterdessen fürs erste seine Arbeit nieder. Tourre nehme eine freiwillige Auszeit, erklärte ein Sprecher der Bank in New York. Tourre war in einer Klageschrift der US-Börsenaufsicht SEC gegen Goldman Sachs schwer belastet worden.

Brown schockiert
Dass die britische Financial Services Authority nun gegen die Londoner Tochter der US-Investmentbank ermittelt, hängt offenbar auch mit einer Erklärung von Premierminister Gordon Brown zusammen. Brown hatte sich am Wochenende schockiert über den "moralischen Bankrott" der Investmentbank gezeigt. Die britische Behörde teilte mit, sie werde bei ihren Ermittlungen eng mit der amerikanischen Börsenaufsicht SEC zusammenarbeiten.

Die SEC wirft Goldman Sachs vor, ihren Kunden einen Interessenkonflikt verschwiegen zu haben. So soll das Institut komplexe Pakete mit zweifelhaften Hypothekendarlehen geschnürt und an Investoren weiterverkauft haben, ohne die Anleger zu informieren, dass ein großer Hedgefonds auf einen Kursverfall dieser Papiere spekulierte. Der Hedgefonds Paulson & Co. war ein Geschäftspartner von Goldman Sachs und hatte die Platzierung der umstrittenen Hypothekenanleihen unterstützt. Goldman Sachs wies die Anschuldigung als unbegründet zurück. Die Tochtergesellschaft Goldman Sachs International nahm zunächst nicht Stellung zu den Ermittlungen in London.

Geld zurückerlangen
Bei den britischen Untersuchungen geht es voraussichtlich um die Royal Bank of Scotland (RBS), die vor drei Jahren 841 Mio. Dollar (626 Mio. Euro) an Goldman Sachs gezahlt hatte. Die RBS hofft, einen Teil des Betrags zurückzuerlangen. Die Regierung hält 84 Prozent des Kapitals der RBS, die bei Geschäften im Zusammenhang mit der Übernahme des niederländischen Instituts ABN Amro an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geraten war.

In Deutschland gibt es Bestrebungen, Goldman Sachs für Millionen-Verluste bei der staatlich gestützten IKB in Haftung zu nehmen. Die Mittelstandsbank gehörte zu den Abnehmern der komplizierten Hypothekenpapiere von Goldman Sachs und soll rund 150 Mio. Dollar investiert haben.

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