Energie

Teurer Strom: Verbund steigert Gewinn um 152 %

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Der heimische Stromriese schraubte seinen Gewinn dank stark gestiegener Großhandelspreise im ersten Halbjahr auf 817 Millionen Euro hoch. Verbund-Chef Strugl hielte eine Entkopplung von Strom- und Gaspreis für "durchaus sinnvoll".

Von Jänner bis Juni profitierte das Unternehmen vor allem von stark gestiegen Strompreisen im Großhandel und steigerte den Nettogewinn um 151,8 Prozent auf 817,1 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte um 110,5 Prozent auf 1,38 Mrd. Euro, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. 2022 soll der Nettogewinn 1,68 bis 2,03 Mrd. Euro erreichen.

Absatzpreis verdoppelt

Geopolitische Spannungen und der Krieg in der Ukraine, hohe Inflation und die Straffung der EZB-Geldpolitik hätten im ersten Halbjahr 2022 zu starken Verwerfungen auf den europäischen Energiemärkten geführt, so der Energieversorge. Die Folge seien steigende und volatile Energiepreise gewesen. Auch die Preise für CO2-Zertifikate seien nach oben geklettert, beides habe die europäischen Großhandelspreise für Strom in die Höhe getrieben. Der durchschnittlich erzielte Absatzpreis auf den Termin-und Spotmärkten im Bereich der Eigenerzeugung aus Wasserkraft verdoppelte sich fast von 65,9 Euro auf 112,5 Euro pro Megawattstunde (MWh).

Komplexes Preissystem

Der Verbund erzeugt zwar den größten Teil seines Stroms aus Wasserkraft - der Strompreis ist allerdings aufgrund des komplexen Merit-Order-Preissystems an den Gaspreis gekoppelt. Deshalb wird auch Wasserkraft-Strom bei steigenden Gaspreisen teurer.

Entkopplung von Strom- und Gaspreis

Verbund-Chef Michael Strugl hielte die Entkopplung von Strom- und Gaspreis für eine sinnvolle Maßnahme um die Auswirkungen der stark gestiegenen Großhandelspreise für Strom abzudämpfen. Dafür spreche "tatsächlich einiges", sie könne aber nur im "europäischen Gleichklang" passieren, sagte er am Donnerstag. Das Unternehmen positioniere sich in diesem Kontext in Gesprächen mit Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern auch entsprechend. 

Die Regierungen in ganz Europa seien gefordert, Gegenmaßnahmen zur Teuerung zu setzen. "Dort wo Energiearmut Existenzen bedroht, wo steigende Energiepreise bei allen Energieträgern auch eine Herausforderung für die Wirtschaft darstellen, ist es wichtig, dass entsprechende Maßnahmen gesetzt werden", so Strugl. Die Wahl der Mittel sei dabei allerdings entscheidend. Markteingriffe, etwa die Abschöpfung der sogenannten Übergewinne, die durch die stark gestiegenen Großhandelspreise erzielt wurden, sieht der Verbund-Chef "sehr kritisch" und warnt vor Verzerrungen der Preissignale und potenziellen Verknappungen.

3,7 Milliarden für Erneuerbaren-Ausbau

Wichtig für ein langfristiges Dämpfen der Energiepreise sei vor allem der Ausbau erneuerbarer Energien. Der Verbund will dafür von 2022 bis 2024 insgesamt rund 3,1 Mrd. Euro investieren. Davon fließen rund 1,27 Mrd. Euro in den Ausbau des österreichischen Stromnetzes. Neue Umspannwerke seien etwa notwendig, um den Strom aus erneuerbarer Erzeugung zu integrieren. Rund 1,0 Mrd. Euro will der Stromkonzern für den Ausbau und die Instandhaltung von Wasserkraft ausgeben, rund 550 Mio. sollen in den Ausbau von Wind- und PV-Anlagen gesteckt werden. Mehr Strom aus erneuerbaren Energieträgern führe auch zu niedrigeren Preisen im Großhandel, weil die Stunden, in denen fossile Energie gebraucht werde, weniger werden und so der Tagesdurchschnittspreis für Strom sinke, erklärte Strugl.

Eine Milliarde für den Staat

Eine Abschöpfung von Übergewinnen würde die Investitionen hingegen belasten, so der Verbund-Chef. Die Republik Österreich hält rund 51 Prozent der Verbund-Aktien, 30 Prozent befinden sind im Besitz der Landesversorger EVN, Wiener Stadtwerke und Tiwag. "Am Beispiel Verbund kann man sehr gut erklären, was mit den Gewinnen geschieht", sagte Strugl. Insgesamt werde der Konzern für heuer 1,2 Mrd. Euro an Dividenden auszahlen, darin enthalten sei eine Sonderdividende in Höhe von 400 Mio. Euro. An den Staat Österreich würden somit rund 600 Mio. Euro ausgezahlt. Zusammen mit den Steuern, die das Unternehmen abführt, kommt Strugl auf rund 1,0 Mrd. Euro, die für 2022 an die Republik fließen 

Strompreisbremse

Die von der Regierung geplante Strompreisbremse, die die Grundversorgung mit Energie zu einem gesicherten, günstigeren Preis auf Vorkriegsniveau für jeden Haushalt vorsieht, hält Strugl für einen "vernünftigen Kompromiss". Abschließend bewerten könne der Verbund die Maßnahme aber erst, wenn die konkrete Ausgestaltung feststeht 


 
 

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