Jahrzehntelang ging bei Volkswagen ohne Ferdinand Piech wenig - 2015 ging er im Streit.
Mit dem Verkauf eines milliardenschweren Aktienpakets neigt sich die Ära Ferdinand Piech bei Volkswagen dem Ende entgegen. Der frühere VW-Konzernlenker habe einen Großteil seiner Anteile an der VW-Dachgesellschaft Porsche SE an Verwandte verkauft, teilte die Finanzholding Porsche SE (PSE) am Montag in Stuttgart mit.
Der 79-Jährige hielt noch 14,7 Prozent der Aktien mit Stimmrecht - der Börsenwert des Pakets liegt bei rund 1,1 Milliarden Euro. Künftig dürfte sein Anteil schätzungsweise bei unter einem Prozent sein.
Die Stimmrechte an der PSE liegen komplett bei den Familien Porsche und Piech. Die Porsche SE wiederum hält die Mehrheit der Stimmrechte am Autobauer Volkswagen. Dem Vernehmen nach sollen Ferdinand Piechs Anteile sowohl an Angehörige des Porsche-Stammes als an Mitglieder der Piech-Seite gehen, um die Balance in dem Autoclan zu wahren.
Warum Piech überhaupt noch einen Mini-Anteil behält und sich nicht komplett trennt, ist unklar. Überraschend soll er vorerst im Aufsichtsrat der Porsche SE bleiben. Der 79-Jährige sitzt schon seit 1981 in dem Kontrollgremium von Porsche, damals firmierte das Unternehmen noch in der Rechtsform Porsche KG. Auf der Hauptversammlung der Firma Ende Mai in Stuttgart soll er in seinem Amt bestätigt werden.
Allerdings dürfte er dieses schon wenige Monate später niederlegen. Denn laut Firmenmitteilung hat sich Piech bereiterklärt, der PSE nur "bis zum vollständigen Vollzug der vorstehend genannten Übertragungen als Aufsichtsrat zur Verfügung zu stehen". Soll heißen: Wenn die Finanz-Aufsichtsbehörden mehrerer Staaten wie erwartet grünes Licht geben für die Übertragung der Anteile, will Piech seinen Stuhl räumen.
Piech war jahrzehntelang einer der wichtigsten Akteure in der deutschen Autobranche. Er war Vorstandschef von Audi und dann Volkswagen, 2002 rückte er an die Spitze des VW-Aufsichtsrats. Nach einem internen Machtkampf mit dem damaligen Vorstandsboss Martin Winterkorn legte Piech im April 2015 alle seine VW-Ämter nieder. Nur das Aufsichtsratsmandat bei der Porsche SE blieb ihm.
An der Spitze dieses Kontrollgremiums sitzt Piechs Cousin Wolfgang Porsche. Familienintern kam es zu Spannungen. Erst kürzlich sagte Wolfgang Porsche auf dem Genfer Autosalon, Familie könne man sich nicht aussuchen. Medienberichten zufolge sollen Familienmitglieder geplant haben, Piechs Aufsichtsratsmandat nicht zu verlängern. Daraufhin bot der 79-Jährige seinen Verwandten Mitte März Aktien zum Kauf an. Die griffen nun zu.
Bei Volkswagen wurde die Nachricht bei seinem Hauptaktionär Porsche SE positiv aufgenommen. "Für uns ist es sicherlich gut, dass es eine Entscheidung gibt", sagte ein VW-Sprecher. Nun gebe es Klarheit. Es sei ein wichtiges Signal der Kontinuität mit den bekannten Hauptanteilseignern.
Die Finanzholding PSE mit ihren 30 Mitarbeitern hat keinen direkten Bezug mehr zum Sport- und Geländewagenbauer Porsche AG, der eine hundertprozentige VW-Tochter ist.