Während sich die Eurozone aus der längsten Rezession ihrer Geschichte strampelt und der Ifo-Index den dritte Monat in Folge steigt, kommen vom Kreditmarkt beunruhigende Nachrichten. Denn die Banken der Währungsunion haben laut EZB ihre Ausleihungen an Firmen und Privathaushalte im Juni abermals sehr kräftig zurückgefahren.
Die Gesamtsumme aller Firmenkredite schrumpfte im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,6 (Mai: minus 1,1) Prozent, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Analysten hatten ein Minus von 1,1 Prozent vorausgesagt.
Ganz besonders schlecht sieht es für Unternehmen aus, obwohl der Tiefpunkt womöglich schon im Mai erreicht war. Während die Banken damals 18 Mrd. Euro weniger Kredite vergaben, lag das Minus im Juni bei immer noch hohen zwölf Mrd. Euro. Für KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner ist das eine herbe Enttäuschung: "Das Kreditgeschäft mit Unternehmen war im Juni und im gesamten zweiten Quartal so schwach wie noch nie seit dem Bestehen der Eurozone, schwächer selbst als während der Finanzkrise 2008/2009." Schuld seien die Rezession, schwache Bank-Bilanzen und fallende Zinseinnahmen aufgrund teurer Refinanzierung.
Die EZB, die kommende Woche das nächste Mal über den Leitzins und ihren weiteren geldpolitischen Kurs entscheidet, hat es also ungeachtet der jüngsten Hoffnungszeichen von der Konjunktur weiter mit einer Kreditklemme in weiten Teilen der Eurozone zu tun. Wie sie darauf reagiert, bleibt abzuwarten.