Pfund-Schwäche beflügelt

Europas Leitbörsen starten mit Gewinnen

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Britisches Pfund auf 31-Jahres-Tief.

Die wichtigsten europäischen Aktienmärkte sind heute, Dienstag, in der Früh mit Gewinnen in den Handel gestartet. Der Auswahlindex Euro-Stoxx-50 gewann bis gegen 10.00 Uhr 0,85 Prozent oder 25,39 Punkte bei 3.023,89 Einheiten.

Der DAX in Frankfurt erhöhte sich nach seiner feiertagsbedingten Pause zum Wochenstart heute um 0,62 Prozent oder 65,10 Zähler auf 10.576,12 Punkte. In London zeigte sich der FTSE-100 mit plus 1,10 Prozent oder 76,51 Einheiten über 7.060,03 Punkten.

Vor allem der Fall des britischen Pfunds nach dem EU-Austrittsvotum rückte am Vormittag in den Vordergrund. Die Währung des Vereinigten Königreichs ist wegen des "Brexit" auf Tauchstation und sank in der Früh auf ihr 31-Jahrestief zum US-Dollar. 1,1162 Dollar kostete ein Pfund, so wenig wie zuletzt im Juni 1985. Dies ließ den Londoner Leitindex FTSE-100 - in Pfund berechnet - ein 16-Monatshoch erklimmen, der "Footsie" übersprang die Marke von 7.000 Punkten. Der breiter gefasste FTSE-250 erklomm gar ein Rekordhoch.

Neuen Abwärtsdruck erlitt das Pfund durch Aussagen der britischen Premierministerin Theresa May. Diese hatte am Sonntag den Start des EU-Austrittsverfahrens bis Ende März angekündigt. Sie werde Artikel 50 der EU-Verfassung, der den Austrittsprozess aus der Europäischen Union einleitet, "vor Ende März kommenden Jahres" aktivieren, sagte May dem BBC-Fernsehen.

Ein Analyst von SpreadEx kommentiert im "Guardian", dass die Aussicht auf einen "harten" Brexit dem Pfund wohl noch länger Abwärtsdruck verleihen werde. Vor allem die geäußerte Absicht von Premierministerin May, Grenzkontrollen auch zum Preis eines Verzichts auf freien EU-Binnenmarktzugang durchführen zu wollen, werde noch länger belasten.

Ein weiteres dominierendes Thema bleibt der Zustand der europäischen Großbanken. So hatte das Gezerre rund um die US-Strafverfolgung der Deutschen Bank deren Aktie zuletzt auf Berg-und Talfahrt geschickt. Verstärkt wurde der Druck dadurch, dass einige Hedgefonds ihre Gelder aus der Bank abziehen oder zumindest selbiges überlegen dürften. Berichte, dass die Strafe in den USAvon 14 auf 5,4 Milliarden Dollar gesenkt werden könnte, hat jüngst aber eine leichte Kurserholung eingeläutet. Diese setzte sich auch vormittags fort, die Papiere der Deutschen Bank lagen mit plus 2,77 Prozent an der Spitze im Euro-Stoxx-50.

Auch Italiens marode Banken bleiben im Zentrum des Interesses. Am Vortag fand eine Krisensitzung zwischen italienischen Regierungs-und Notenbankvertretern sowie Managern von Geldhäusern wie UniCredit und Intesa Sanpaolo statt. Laut einem Bericht vom Vorabend will die UniCredit den Käufer für den Vermögensverwalter Pioneer erst nach dem Verfassungsreferendum in Italien bestimmen. Sämtliche Aktionen würden erst nach dem 4. Dezember in Angriff genommen, sagten Insider. Die Aktie der Bank gewann vormittags 0,66 Prozent.

Der französische Luxuskonzern LVMH übernimmt die Mehrheit am Kofferhersteller Rimowa aus Köln. LVMH habe einen Anteil von 80 Prozent an Rimowa für 640 Mio. Euro erworben, teilte der Konzern mit. Rimowa werde so das erste deutsche Unternehmen der Gruppe. Abgeschlossen werden soll das Geschäft im Jänner 2017. LMVH-Aktien verteuerten sich um 1,18 Prozent.

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