Die Pilotenvereinigung lehnt alle Vorbedingungen für Gespräche ab.
Im Lufthansa-Tarifkonflikt bleiben die Fronten vor dem ab Montag geplanten Streik zunächst verhärtet. Zwar telefonierte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber am Samstag mit dem Vorsitzenden der Pilotenvereinigung Cockpit (VC), Präsident Winfried Streicher. Die von der Fluggesellschaft gestellten Vorbedingungen für Gespräche lehnte Cockpit aber ab. Der deutsche Verkehrsminister Peter Ramsauer hatte die Tarifparteien zuvor zu Verhandlungen aufgerufen, um den Streik, der zur Streichung von zwei Dritteln aller Flüge führen würde, doch noch abzuwenden.
Telefonischer Kontakt
Lufthansa-Konzernsprecher Klaus Walther bestätigte den telefonischen Kontakt zwischen Mayrhuber und Streicher. Die Fluggesellschaft sei dialogbereit, wenn Cockpit im Voraus bestätige, "von Forderungen, die die unternehmerische Freiheit unzulässig beschränken, wie Markennutzung und Auslandsbeteiligungen, abzurücken und nicht erneut zum Gegenstand der Verhandlungen zu machen".
Lufthansa-Vorstand Christoph Franz erklärte, über das Thema Arbeitsplatzsicherheit könne sofort verhandelt werden, "wenn VC ihre unerfüllbaren und rechtlich unzulässigen Forderungen über die Ausweitung deutschen Tarifrechts ins Ausland fallen lässt". Es seien keine Arbeitsplätze ins Ausland verlagert worden; "es hat noch nie einen Stellenabbau im Lufthansa Passage Cockpit gegeben, und das ist auch derzeit nicht geplant".
Dazu erklärte die Vereinigung Cockpit, sie stehe vorbedingungslosen Gesprächen jederzeit offen gegenüber, sehe sich aber nicht in der Lage, die Vorbedingungen der Lufthansa Konzernführung zu akzeptieren. Diese stellten bereits bestehende Tarifverträge mit der Fluggesellschaft infrage.
Größter Streik der Geschichte
"Es ist bedenklich, dass die Konzernspitze der Lufthansa, die von der VC in den vergangenen Monaten mehrfach um Teilnahme an Verhandlungen gebeten wurde, den nach ihren Aussagen 'größten Streik der deutschen Luftfahrtgeschichte' verantworten möchte, ohne je im direkten Dialog mit der VC-Spitze den Versuch unternommen zu haben, den Streik abzuwenden, sondern hierzu Bedingungen stellt, von denen von vornherein klar ist, dass sie unerfüllbar sind", erklärte Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg.
Suche nach Kompromiss
Ramsauer sagte der "Bild am Sonntag": "Ein vernünftiger Kompromiss muss her, um Schaden von der deutschen Volkswirtschaft abzuwenden." Als positives Beispiel verwies der CSU-Politiker auf die Einigung in der Metallbranche am Donnerstag. Zugleich warnte er vor schweren Belastungen, die im Fall des Arbeitskampfs auf die Luftverkehrswirtschaft zukämen. "Dieser Streik kommt zu einer Unzeit. Es kann nicht sein, dass die größte deutsche Flotte vier Tage lang fast komplett am Boden bleibt." Für die Reisenden sei das eine Zumutung - und für die Luftverkehrswirtschaft ein weiterer schwerer Schlag. "Und obendrein ein Imageverlust für eine der renommiertesten Fluglinien der Welt", fügte der Minister warnend hinzu.
Im Tarifkonflikt mit der Lufthansa haben die Piloten nach einer Urabstimmung zum flächendeckenden Streik von Montag bis Donnerstag kommender Woche aufgerufen. Wegen des bisher umfassendsten Ausstands bei der deutschen Fluggesellschaft hatte die Lufthansa am Freitag die Streichung von zwei Dritteln der Verbindungen in dem Zeitraum angekündigt.
Hintergrund ist ein Streit über die Arbeitsplatzsicherung. Die Vereinigung Cockpit kritisiert, dass die Lufthansa in den vergangenen Jahren viele Arbeitsplätze zu externen Gesellschaften ausgelagert hat, in dem Piloten schlechter bezahlt sind. Die Gewerkschaft nannte eine Größenordnung von 20 bis 25 Prozent.