Tabu ist gebrochen

10 Fragen & Antworten zur Griechen-Pleite

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Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister über den neuen Crash.

  1. Kann Griechenland aus Euro-Zone geworfen werden?
    “ Nein. Es gibt keine Regel, wonach ein Land aus der Währungsunion geworfen werden kann. Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister warnt zudem vor einem Rauswurf: „Wenn es stimmt, dass Deutschland sich auf einen Bankrott Athens einstellt, wäre das der größte politische Fehler der letzten Jahrzehnte.“
     
  2. Wie könnte eine Griechen-Pleite aussehen?
    Zwei Varianten sind denkbar: In der ersten bleibt das Land in der Währungsunion, erklärt den Staatsbankrott und zahlt nur einen Teil seiner Schulden zurück. In der zweiten gibt Athen den Euro auf, führt die alte Währung Drachme wieder ein.
     
  3. Würde Athen die Rückkehr zur Drachme nützen?
    Eine neue Drachme würde gegenüber dem Euro massiv abgewertet. Griechenland würde zum Billig-Standort. Aber: Kurz vorher würden die Menschen die Banken stürmen, ihre Euro abheben und ins Ausland verschieben.
     
  4. Sparen die Griechen zu wenig?
    Bisher wurde noch keine der 150 geplanten Privatisierungen durchgeführt. Auch ist Sozialbetrug noch immer an der Tagesordnung. So erhielten allein 4.500 inzwischen verstorbene Angestellte im öffentlichen Dienst noch im Juni Geld. Trotzdem: Die Gehälter im öffentlichen Dienst wurden um 20 Prozent gesenkt: „Kein europäisches Land fährt einen strengeren Sparkurs“, sagt Wirtschaftsforscher Schulmeister.
     
  5. Was würde eine Griechen-Pleite auslösen?
    Wirtschaftsforscher Schulmeister befürchtet eine unabsehbare Kettenreaktion: „Die Budgetdefizite würden steigen, für Banken müssten neue Rettungspakete geschnürt werden.“ Angeschlagene Länder könnten weiter ins Wanken geraten. Die Europäische Zentralbank müsste Milliarden abschreiben.
     
  6.  Wie betroffen wären Austro-Banken von Griechen-Pleite?
    Die heimischen Banken und Versicherungen haben ihre Investitionen in griechische Staatsanleihen massiv reduziert. Die staatliche Kommunalkredit ist allerdings noch mit rund einer Milliarde Euro engagiert.
     
  7. Für wie viel haften österreichische Steuerzahler?
    Österreich hat bisher rund 1,3 Milliarden Euro aus dem ersten Hilfspaket nach Athen überwiesen. 175 Millionen umfasst die 6. Tranche, die Ende September folgen soll. 
Bisher hat Griechenland alle Rückzahlungsraten eingehalten.

  8. Warum helfen die Rettungspakete nichts?
    Das griechische Bruttoinlandsprodukt wird 2011 um mehr als fünf Prozent sinken: „Die Rezession übertrifft alle Vorhersagen“, klagt Athens Finanzminister Venizelos. Wirtschaftsforscher Schulmeister: „Das war absehbar. Von einer schrumpfenden Wirtschaft noch mehr Einsparungen zu verlangen, ist geistesgestört.“

  9. Warum ist die Euro-Rettung so wichtig?
    Die gemeinsame Währung ist Symbol für das Zusammenwachsen Europas. Deutschland bringt die gemeinsame Währung einen Wohlstandsgewinn von bis zu 30 Milliarden pro Jahr.

  10. Wird Athen neues Geld bekommen?
    Das ist noch offen. „Sollte Athen seine Aufgaben nicht erfüllen“, sagt Deutschlands Finanzminister Schäuble, „muss neu nachgedacht werden.“
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