Scheich übernimmt Mehrheit

Al Jaber steigt bei Backhausen ein

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Investor schießt soviel Geld zu, dass der Textilhersteller schuldenfrei wird.

Unter dem Beisein zahlreicher Journalisten, Kamerateams und Fotografen hat der austro-saudische Scheich und Investor Mohamed Bin Issa Al Jaber seinen Einstieg beim traditionsreichen Textilbetrieb Backhausen offiziell gemacht. Was noch nicht bekannt war: Er wird die Mehrheit an dem in der sechsten Generation geführten Familienunternehmen übernehmen. Welchen Anteil Al Jaber nun genau an Backhausen hält und wie viel Geld er zuschießt, blieb wie so vieles unbeantwortet.

"Es ist so viel, dass wir danach schuldenfrei sind", sagte Firmenchef Reinhard Backhausen. 2010 betrugen die Verbindlichkeiten gegenüber Banken laut Firmencompass rund 3 Mio. Euro. Die gesamte Verschuldung belief sich auf 5,6 Mio. Euro.

Darum steigt Al Jaber ein
Al Jaber entschuldigte sich unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen für die zweimalige Verschiebung des Pressegespräches und führte sodann die Hintergründe seines Investments aus. Es sei ihm ein persönliches Anliegen gewesen, die 160-jährige Tradition des Unternehmens am Leben zu erhalten und zu helfen, dass dieses historische Unternehmen weiterbestehe. Er sei froh, nun Teil der Familie zu sein. Auf die Frage, ob er daran denkt, seinen Anteil weiterzuverkaufen, schüttelte der Araber mit österreichischem Pass den Kopf. Sein Interesse gelte der Firma und dass es ihr gut geht.

Die Wirtschaftskrise traf die Stoffproduzentenfirma hart, die Umsätze gingen zurück, Projekte mussten auf Eis gelegt werden. Die Konkurrenz aus Asien verschärfte den Druck zusätzlich. "Wir mussten sofort reagieren und Maßnahmen ergreifen", meinte Backhausen. Bei der Suche nach einem strategischen Partner sei man auf Al Jaber gestoßen, den man schon als Kunde kannte. Backhausen stattete Al Jabers Grand Hotel in Wien mit seinen Stoffen aus. Künftig will die Textilfirma von Al Jabers Kontakten vor allem in den arabischen Raum und in die Hotelbranche profitieren. Bedenken, mit dem Scheich einen unzuverlässigen Investor an Bord zu haben, hat man offenbar nicht.

Al Jaber machte in der Vergangenheit immer wieder mit verzögert eingelösten Zahlungsversprechen von sich reden - bei Kneissl etwa kam zwischen den ersten Rettungsplänen und der finalen Geldspritze die Pleite des Skiherstellers dazwischen. Backhausen räumte heute eine "leichte Verzögerung" bei den vereinbarten Zahlungsverpflichtungen ein, die er jedoch als "ganz normal" erachte. Die Kapitalmaßnahme sei derzeit am Laufen und solle "dieser Tage" abgeschlossen sein, sagte der Firmenchef. Die Finanzierung sei zudem durch Bankgarantien abgesichert.

"Demnächst" soll die Textilfirma wieder Gewinne schreiben, ließ sich Backhausen nicht auf einen Zeitraum festnageln. Heuer wolle man "weitestgehend positiv" sein, hieß es vage. Für 2010 weist das Unternehmen bei einem Umsatz von 11,98 Mio. Euro (nach 12,23 Mio. Euro) unter dem Strich einen Verlust von rund 647.000 Euro aus. An der Bilanz 2011 werde noch gearbeitet. Für 2012 erwartet Backhausen einen Umsatz von 12 Mio. Euro. Die Produktion in Hoheneich im Waldviertel, in der derzeit 80 Mitarbeiter beschäftigt sind, soll ausgebaut werden.

Neben Reinhard Backhausen und seinem Bruder Herbert werden künftig auch die 26-jährige Tochter des Scheichs, Mashael Al Jaber, sowie ein Manager aus den Reihen des Scheichs im Vorstand der Firma sitzen. Mashael, die das Studium des Business-Managements am Kings College absolvierte, war heute nicht bei dem Pressegespräch. Sie sei "verhindert" gewesen, hieß es lediglich. Welche Aufgabenbereiche sie in Zukunft über hat, sei noch nicht vereinbart worden.

Zum Rechtsstreit mit der AUA wollte sich Al Jaber heute ebenso wenig äußern wie zu Spekulationen über sein Vermögen. Vom US-Magazin Forbes wird sein Vermögen auf 7 Mrd. Dollar geschätzt. An dem Wiener Hotel Schwarzenberg habe Al Jaber nach wie vor Interesse, sagte sein Sprecher. Er habe immerhin schon 17 Mio. Euro in das Projekt gesteckt.
 

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