AvW-Prozess

Auer-Welsbach bat Haider um Hilfe

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Am Abend vor Haiders tödlichen Unfall habe er um "Kredithilfe" gebeten.

AvW-Chef Wolfgang Auer-Welsbach hat am Mittwoch am zweiten Verhandlungstag dem Gericht den ganzen Tag Rede und Antwort stehen müssen. Nachdem er am Vormittag zu einem Rundumschlag gegen seinen ehemaligen Prokuristen, den Ex-Vorstand Hans Linz sowie die Masseverwalter ausgeholt hatte, wurden am Nachmittag Details über seine Liechtenstein-Millionen bekannt. Noch im Mai 2010 soll er in dem Fürstentum 7 Mio. Euro plus 1 Mio. Schweizer Franken geparkt haben, was er vehement bestritt.

Geringes Zuschauerinteresse
Auch Gutachter Fritz Kleiner nahm den wegen gewerbsmäßig schweren Betrugs und Untreue angeklagten Finanzjongleur ordentlich in die Zange. Der Zuseherandrang hielt sich am zweiten Verhandlungstag sehr in Grenzen, am Donnerstag wird die Verhandlung nicht mehr in den eigens für den Megaprozess zur Verfügung gestellten alten Auktionssaal im Klagenfurter Landesgericht übertragen.

Strafverfahren in Liechtenstein
Im Zuge eines Rechtshilfeansuchens der Staatsanwaltschaft Klagenfurt haben die Liechtensteiner Behörden Unterlagen über Auer-Welsbach zuzurechnende Gesellschaften beschlagnahmt. Nun hat er auch in dem Fürstentum ein Strafverfahren am Hals. Laut Ankläger Christof Pollak waren im Mai vergangenen Jahres 4,9 Mio. Euro in der Global International Beteilungs (GIB) AG geparkt, weitere 2 Mio. Euro in der Sidonia-Stiftung und 1 Mio. Franken in der Minoris-Stiftung. Auer-Welsbach: "Dort kann nichts mehr sein, höchstens 20.000 bis 30.000 Euro."

Haider um "Kredithilfe" gebeten
Weiters hat der Finanzjongleur dem Gericht von einem Treffen mit dem verstorbenen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider wenige Stunden vor dessen Unfalltod im Oktober 2008 erzählt. Er habe Haider um eine "Kredithilfe" gebeten.

Betriebsprüfungen auf Andordnung abgebrochen
Ans Licht kam auch, dass das Klagenfurter Finanzamt zwei Großbetriebsprüfungen in den Jahren 2001 und 2005 auf Anordnung des zuständigen Gruppenleiters abbrechen musste."Die Zuordnung der liechtensteinischen Firmen zum Unternehmen AvW ist nur durch eine Hausdurchsuchung zu eruieren", wegen der "dünnen Suppe" würde diese aber kein Richter anordnen, sagte einer der Prüfer bei einer Zeugeneinvernahme laut Staatsanwalt.

Genussscheine: "Wundersamen Mengenvermehrung"
Die "wundersamen Mengenvermehrung" (O-Ton Kleiner) der Genussscheine von 60.000 auf 420.000 Stück im Jahr 1999 konnte Auer-Welsbach nicht schlüssig erklären. Laut Gutachter hat sich durch diesen Split im Verhältnis 1:7 der Anteil der Anleger an der AvW Invest von 14,5 auf 2 Prozent verkleinert, weil der Nominalwert der Genussscheine von 100 Schilling auf 1 Euro gesunken sei. Weiters musste Auer-Welsbach einräumen, dass die Kapitalgarantie, mit der die AvW ihre Genussscheine jahrelang beworben hatte, nie vertraglich fixiert war. Aus seiner Sicht sind die "Malversationen" des ehemaligen Prokuristen für den Niedergang des Finanzkonglomerats im Herbst 2008 verantwortlich, wie er erneut mehrfach betonte. Privatbeteiligtenvertretern will Auer-Welsbach übrigens keine Fragen beantworten, wie sein Verteidiger Michael Sommer das Gericht wissen ließ.

Am Donnerstag wird der Prozess fortgesetzt. Für 9.00 Uhr ist die Einvernahme des Kurzzeit-AvW-Vorstands Arnulf Komposch anberaumt. Der ehemalige Konsumentenschutz-Sektionschef im Sozialministerium hat Auer-Welsbach ans Messer geliefert. Kurz, nachdem er bei den Ermittlern auspackte, klickten für den AvW-Boss im April 2010 die Handschellen. Anschließend wird der Finanzzampano zu weiteren Anklagepunkten (u. a. Untreue und Bilanzfälschung) befragt.

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